Gefundenes Fressen

Mittagessen: Das SZ-Magazin und die Feinde der Mittagskultur

Egal ob feiner Business-Lunch oder Menü 1 in der Kantine - wer arbeitet, muss auch essen.

Eine Autorin in SZ-Magazin stört sich daran, dass Kollegen schick „zum Lunch“ wollen statt sich nur schnöde Nahrung reinzuschaufeln, wie es mittags nunmal ansteht. Das ruft Quarkundso.de auf den Plan: Wir protestieren aufs Schärfste.

Im SZ-Magazin kam was zum Mittagessen, ach nein, es ging um den „Lunch“. Man gehe nicht mehr zum Mittagessen, berichtet Sina Pousset, Autorin der Generation Y. In ihren Kreisen gehe man jetzt „lunchen“.

Das sei neumodischer Unsinn, beklagt Pousset, Jahrgang 1989.

Schließlich drehe es sich immer noch um eine höchst prosaische Mahlzeit mitten im Arbeitstag, die durch hippe Anglizismen keineswegs geadelt werde – Currywurst bleibt Currywurst.

Wer sich also einbildet, mit einem „Lunch“ besonders weltmännisch und nach „vielen Flugmeilen“ zu klingen, hat laut Pousset nicht verstanden, dass die meisten Leute mittags nur das Allernötigste essen. Diese schnöde Nahrungsaufnahme müsse man nicht unnötig aufblasen. Das gute alte Wort „Mittagessen“ scheint ihr daher viel passender als eine Angebervokabel aus dem Wortschatz urbaner Spießer:

„Denn der Anglizismus kann nicht zaubern. Er verwandelt Durchschnittsessen nicht in Kobe-Beef und den Italiener im Industriegebiet nicht in die Steakbar in Downtown Manhattan.“

Ihr selbst reiche, schiebt sie nach, mittags auch mal eine Schüssel Cornflakes mit kalter Milch.

 

„Fressen wie die Schweine“

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Die Goldenen Blogger: Nominiert als einer der vier besten Foodblogs 2015

Natürlich muss Quarkundso.de da energisch einschreiten: Wir protestieren aufs Schärfste!

Denn der Artikel ist zwar teilweise amüsant, und Deppen-Anglizismen sind immer ein lohnendes Ziel. Aber die Autorin verfehlt auf gefährliche Weise den Kern der Sache.

Sie kritisiert nämlich nicht nur den Sprachgebrauch.

Nein, Pousset stänkert generell dagegen, dass man sich zum Mittagessen Zeit nimmt und an einem gedeckten Tisch sitzt. Dabei outet sie sich als Feindin der genüsslichen Hauptmahlzeit. Das Mittagessen sei „von Haus aus unglamourös“ und primitivster Trieb:

„Energiezufuhr, im rein praktischen Sinn. Wenig Zeit trifft auf viel Hunger. Das ist dann oft mehr Fressen als Essen. Wie die Schweine am Trog und hoffen, dass nichts daneben geht.“

Das ist unmöglich. Eine solche Entwertung des Mittagsmahls ist kulturlos und menschenfeindlich, ebenso der ganze Kontext, in den die Autorin Essen stellt.

Damit ist sie nicht alleine: Zwar sind nicht alle so unflätig, aber das warme Essen in der Mitte des Tages wird immer öfter abgewertet, als Leistungsbremse betrachtet und wegrationalisiert.

Und das nicht nur von ausbeuterischen Chefs. Nein, besonders von jungen Leuten.

Eine treibende Kraft sind die urbanen Vielarbeiter, die digitalen Nomaden, die Performer aus kreativen Etagen und Neu-Berliner wie Sina Pousset. Die stammen zwar meist aus der Provinz, wo man in der Regel noch ordentlich zu Mittag isst. Aber urban, wie sie jetzt sind, halten sie die warme Mittagsmahlzeit für unfein.

 

Mittagessen? Hält nur auf

Wir haben darüber schon ausführlich berichtet, genauer gesagt lamentiert. Das war 2017, in einem der längsten Artikel bei Quarkundso.de überhaupt.

Das ist kein Zufall. Denn das Thema ist zu wichtig, um es kurz abzuhandeln und wir werden nicht müde, darauf aufmerksam zu machen, wie genussfeindlich und ungesund die sich immer mehr durchsetzende Snack-Kultur ist.

Inzwischen sind sämtliche Ratgeber, Ernährungsportale, unzählige Blogs und alle Krankenkassen gleichgeschaltet: Mittags muss es auf jeden Fall schnell gehen, etwas anderes kommt nicht in Frage.

Dabei gilt schon ein Teller Nudeln mit Soße, auf jeden Fall aber Fleisch mit Beilagen als zu üppig, weil warmes Essen angeblich zu „schwer im Magen“ liegt.

Das ist physiologischer Unfug und dazu unzivilisiert. Es deckt sich aber mit verqueren Vorstellungen gewisser Rationalisierer und Globalisierer, nach denen menschliche Bedürfnisse willkürlich verschiebbar sind, damit ununterbrochen gearbeitet werden kann.

Entsprechend hat auch Autorin Pousset in der SZ Leute auf dem Kieker, die es anders halten und dem Mittagessen Wert zumessen – etwa Restaurants wie ihr kleiner Italiener an der Ecke, der, wie sie schreibt, seinen Mittagstisch neuerdings als „Business-Lunch“ anpreist. Dem Wirt verübelt sie, dass er sich an den Trend ranhängen will.

 

Das gute alte Geschäftsessen

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Wissenschaftsblog 2015: Sonderpreis der Redaktion „Wissenschaft kommuniziert“Und

Gut, man kann kleine Gastronomen dafür abkanzeln, dass sie ein Geschäft machen wollen.

An der Sache selbst gibt es aber nichts zu meckern. Denn wenn der kleine Italiener von Frau Pousset ein echter Italiener ist, hält er natürlich auf das Mittagessen: In Italien isst man mittags warm, ebenso wie in Frankreich, beides Länder mit berühmter Esskultur.

Anders ist das in den USA und England. Von dort stammt der verhängnisvolle Trend zum kalten Happen am Mittag, wobei man dort vielleicht gerade deshalb riesige Probleme mit Übergewicht und Diabetes hat.

Und dabei ist der sogenannte „Business-Lunch“ gar nicht identisch mit den berüchtigten amerikanischen „Snacks“ aus der „Lunchbox“.

Beim Business-Lunch handelt es sich vielmehr um ein Ritual, das in der europäischen Esskultur viel tiefer wurzelt als das Knabbern an Salatblättern zum Mittag: um das gute alte Geschäftsessen.

Historische Betrachtungen zu Bankett und Symposium sparen wir uns, die Vorteile des Redens beim Essen liegen auf der Hand: Sie reichen von der Kontaktpflege über das unauffällige Checken von Manieren und Weltläufigkeit bis zur Entkrampfung bei schwierigen Themen.

Am besten ist aber der klare Konsens, der beim Business-Lunch besteht: Es gibt was Gescheites zu essen. Niemand speist Manager mit Salat, Apfelschnitzen und Nüssen ab, wie es die Krankenkassen gestressten Büroarbeitern „zum Mittagssnack“ empfehlen.

Nein, zum Business-Lunch gibt es ein feines, mindestens zwei- oder dreigängiges Menü, und zwar zu Recht: Babyfutter mit Jogurt und püriertem Obst aus der Tupperware ist nichts für Erwachsene, die oft einen Zehnstundentag haben.

 

„Snack am Mittag“ von der Techniker Krankenkasse – Brötchen statt Hauptmahlzeit

Gepose mit kaltem Körnerkram

Daher verläuft die Front zwischen uns und Frau Pousset klar: Wir stehen auf der anderen Seite.

Wir kämpfen für die warme, nahrhafte Hauptmahlzeit, in welcher Form auch immer, ob schlicht in der Kantine oder edel im Restaurant. Warmes, frisch gekochtes und in Ruhe eingenommenes Essen ist gesünder, nahrhafter, befriedigender und appetitlicher als der kalte Körnerkram, der uns für den „leichten Lunch“ aufgeschwatzt wird.

Und wir schlagen zurück: Für Quarkundso.de sind nicht diejenigen die Angeber und Wichtigtuer, die mittags zum Essen gehen. Sondern die, die im Büro aus der Tüte futtern und behaupten, sie hätten keine Zeit für eine richtige Mittagspause.

Deren Präsentismus und das Gepose um Mitgebrachtes geht uns auf den Geist – das ganze gequollene Quinoa-Zeug, die glitschigen kalten Nudeln, die unreifen Avocados, übergossen mit süßem Balsamico-Dressing, die durchgeweichten Wraps mit muffigem Ei, die matschigen Salate, die pappig-schweren Vollkornbriketts mit Belag aus Kunstkäse oder Putenlappen.

Es leuchtet uns auch absolut nicht ein, warum ein Salat mit Fertigdressing aus der Plastikdose mittags „gesünder“ sein sollte als eine Portion Krautwickel mit Kartoffelpüree aus der Kantine.

Er ist es nämlich nicht.

 

Weiße Plastikdose mit gerolltem Sandwich (Wrap)

Durchgeweichte Wraps aus der Tupperware – für uns ist das nichts

Ohne Manieren: Mampfen am Schreibtisch

Auch das Mampfen am Schreibtisch finden wir unästhetisch und unhygienisch, sogar belästigend für Kollegen in demselben Raum. Und wer, was öfter vorkommt, mit vollem Mund ans Telefon geht, hat definitiv keine Manieren und aus unserer Sicht eine Abmahnung verdient.

Frech, wie wir sind, hängen wir uns gerne auch etwas weiter aus dem Fenster: Wer dauerhaft keine Zeit zum Essen hat, kommt mit seiner Arbeit nicht klar.

Da muss der Chef mal nachsehen und seine Fürsorgepflicht wahrnehmen. Und umgekehrt: Wenn Vorgesetzte keine Rücksicht auf die Mittagszeit nehmen und ständig Meetings von 12 bis 14 Uhr ansetzen, sind sie in ihrer Position falsch.

Wir präferieren dabei entschieden den Gang in die Kantine – eine auch nur halbwegs vernünftige Großküche, die ein oder zwei Auswahlessen und ein kleines Salatschüsselchen bietet, macht uns leistungsfähig für den Rest des Arbeitstages.

Die Belegschaft von Quarkundso.de marschiert jedenfalls mittags geschlossen in die Kantine, wenn eine da ist. Immer. Auch lassen wir das Mittagessen nie ausfallen, in Worten: nie.

 

Ausschnitt aus Twitter, Text: Kollegin kriegt seit Tagen mit, dass i keine Zeit hab zu essen sie kommt in mein Büro stellt mir ungefragt essen auf Tisch und sagt iss

Opfer der modernen Arbeitswelt: Auf Twitter berichtet eine junge Userin, dass sie tagelang keine Zeit zum Essen hat – das darf nicht sein.

Die Feinde der Mittagskultur

Doch der Feldzug gegen das warme Essen in Deutschland läuft: Schon Kindern wird die Hauptmahlzeit am Mittag regelrecht aberzogen, teils mit absurden Begründungen. Der Blick in ein beliebiges Mütterforum im Internet zeigt das:

„Eine gesunde und ausgewogene Ernährung braucht keine warme Mahlzeit. Die meisten essen gerne warm, weil es angenehm ist und gut schmeckt, aber gesünder ist es nicht. Meine Tochter bekommt in der Woche mittags auch nichts warmes, denn gekocht wird bei uns erst abends, wenn mein Mann da ist. Da kann sie sich, dann aussuchen ob sie was warmes mitisst oder sie isst Butterbrot, Rohkost und Joghurt. Warmes Mittagessen gibts bei uns nur am Wochenende.“

„Ich finde, das ist jedem selber überlassen (…) Die bedenken deiner Schwiegermutter sind Quatsch. Gerade bei warmen Essen ist so schnell alles Gesunde rausgekocht, da ist nun wirklich Rohkost usw. das wertvollere Essen.“

„Kein Mensch braucht mittags ein warmes Essen“

Zitate aus „Mama-Forum“ im Internet.

Interessanterweise sind Ernährungsexperten und Familienratgeber durchaus anderer Meinung und in Ganztagsschulen ist das – warme – Mittagessen sogar gesetzlicher Anspruch und häufig auch Pflicht.

Aber Feinde der Mittagskultur erstreiten sich sogar, dass sie ihre Kinder vom Essen abmelden dürfen.

 

Zum Schaden der Kinder

Gleichzeitig berichten Zeitungen seit Jahren darüber, dass Erziehungsberechtigte das Schulessen nicht bezahlen und ihre Kinder deshalb mittags weinend vor leeren Tellern sitzen – oft dieselben, die morgens schon ohne Frühstück in die Schule kommen.

In vielen Fällen geht es dabei nur um den Mindestbeitrag von einem Euro täglich, fünf Euro die Woche, 20 Euro im Monat.

Welche Gründe solche Eltern auch immer vorbringen mögen, ob Überschuldung, Leben von Hartz IV oder „Die ist das gewöhnt!“, „Der braucht mittags nichts“, und „Wir kochen doch abends warm!“, eines muss klar sein: Das schadet den Kindern.

Wie bei den Zitaten aus dem Mama-Forum oben zu sehen war, geht es dabei nicht immer um Geld. So berichtete der Tagesspiegel 2016 aus Berlin:

Etliche Ganztagsschulen haben Probleme, die Eltern von der Notwendigkeit eines warmen Mittagessens zu überzeugen. Nach Informationen des Tagesspiegels gibt es mindestens eine Ganztagsgrundschule in Berlin, in der nur ein Drittel der Familien einen Vertrag mit einem Caterer abgeschlossen hat. In anderen Schulen sind es mitunter 50 oder 60 Prozent – und das, obwohl laut Schulgesetz eigentlich alle Kinder in Ganztagsschulen ein warmes Mittagessen bekommen sollen.

Ist das Kindeswohl gefährdet? Ja. Punkt.

Auf Anfrage musste der Berliner Senat 2016 tatsächlich, so der Tagesspiegel, der peinlichen Fragen nach dem Kindeswohl nachgehen. Man war sich da nicht ganz sicher:

„Unklar ist, ob eine Kindeswohlgefährdung vorliegt, wenn Eltern ihre Kinder mehr als acht Stunden ohne Essen lassen.“

Wir beantworten die Frage mal schnell und hängen uns dabei wieder weit aus dem Fenster: Ein Grundschulkind den ganzen Tag ohne Essen zu lassen, gefährdet das Kindeswohl, ja. Und es von einem warmen Mittagessen fernzuhalten, das sein Körper in der Wachstumsphase braucht, ebenfalls.

Unregelmäßige Mahlzeiten ohne warmes Essen stehen genau deshalb in Kriterienkatalogen für die Gefährdung von Kindern in der Familie, wie sie Jugendämter und Sozialbehörden nutzen.

 

Nachts schlafen. Tagsüber arbeiten. Mittags essen.

Zum Glück sind die Feinde des Mittagessens noch in der Minderheit. Aber sie machen gewaltig Druck.

Interessanterweise neigen nämlich diejenigen, die mittags mit einem Müsliriegel auskommen, zu autoritärem Reinregieren in den Bauch der anderen: „Das muss auch mal so gehen!“, „Warum isst Du nicht einfach einen Apfel?“, „Du kannst doch heute Abend essen!“.

Solchen Menschen mangelt es an Rücksicht und sie gehen ausschließlich von ihren eigenen Bedürfnissen aus: Weil sie Hunger verschieben oder gleich gar keinen haben, können sie sich nicht vorstellen, dass es anderen anders geht.

Doch Hunger am Mittag ist so natürlich wie der Schlaf in der Nacht.

Und menschliche Bedürfnisse sind nicht beliebig disponierbar: Menschen werden krank, wenn sie ihrem physiologischen Rhythmus nicht folgen. Der mag – in Grenzen – individuell sein.

Aber die grobe Linie ist: Nachts schlafen. Tagsüber arbeiten. Mittags essen.

 

Das Mittagsmanifest von Quarkundso.de

Daher wiederholen wir besonders mit Blick auf Schwächere und Kinder die wichtigsten Forderungen zur vernünftigen Mittagspause (das vollständige Mittagsmanifest ist im Artikel von 2017 zu lesen):

Die Mittagspause ist gesund und wichtig. Ein ordentliches – warmes – Mittagessen muss drin sein, wenn Arbeitnehmer, Kinder, Teamkollegen, wer auch immer, das möchten.

Arbeitgeber und der Staat sind dabei in der Pflicht, Schwächere vor menschenfeindlichem Druck zu schützen: Wir fordern angemessene Pausenplanung, mehr Kantinen, warmes Schulessen für alle Kinder, finanziert vom Staat. Ohne Wenn und Aber.

Natürlich soll dabei niemand zum Essen gezwungen werden.

Umgekehrt ist entscheidend: Diejenigen, die essen möchten, dürfen nicht daran gehindert werden. Nichtesser dürfen daher in keiner Situation über Menschen bestimmen, die mittags was Warmes brauchen.

Wir werden an dieser Front beharrlich weiterkämpfen, denn das Mittagessen ist  es wert – Oberthema: „Essen ist ein Menschenrecht“. Fortsetzung folgt.

©Johanna Bayer

 

SZ-Magazin vom 3.10.2018 zum Thema Lunch

Der Tagesspiegel über Schulessen und den Elternbeitrag

ARD Mediathek / WDR-SWR „Fünf Fakten für das Mittagessen“   – handgeklöppelt von der Chefredakteurin

Ausführlicher Beitrag zum Kulturkampf um das Mittagessen von 2017 mit historischem Hintergrund

 

  1. Medha

    Danke dafür. Ein warmes Mittagessen trägt dazu bei, den ganzen Tag über gleichmässig mit Nahrungsenergie versorgt zu sein. Als Freiberuflerin achte ich mittlerweile darauf, dass meine Kunden eine gescheite Kantine haben. Das sichert einerseits die Nahrungsversorgung und erleichtert andererseits soziale Kontakte, gerade bei grossen Projektteams.

  2. Hanna

    Wir sind eine Familie, unser Sohn ist knapp zwei, und wir essen abends. Mir ist es wichtiger, dass wir abends gemeinsam als Familie am Tisch sitzen (dann gibt es eine frisch gekochte Mahlzeit und es ist eine sehr große Ausnahme, wenn weder Salat noch Rohkost auf dem Tisch stehen), als dass wir alle mittags eine Mahlzeit essen, aber keinen Kontakt miteinander haben. Unser Sohn isst an drei Tagen mittags bei der Oma und an zwei Tagen mittags mit mir, oft gibt es dann Obst, Brot oder Jogurt. Entscheidend ist, dass wir dafür am Tisch sitzen. Für das Abendessen hilft er mir mittlerweile (im Rahmen seiner Möglichkeiten) beim Kochen und wir gehen zusammen zum Einkaufen, oft auch auf den Wochenmarkt. Im Sommer gab es Gemüse aus dem Garten. Mir ist es wichtig, dass er eine gute Beziehung zum Essen und zum Kochen entwickelt, dass er lernt, dass Essen Zeit und Geld kostet und Arbeit macht und dass es deswegen wertvoll ist. Und das alles finde ich (für unsere aktuelle Situation) viel, viel wichtiger als den richtigen Zeitpunkt am Tag. Darüber hinaus haben wir festgestellt, dass es uns nicht guttut, wenn am Wochenende alles anders ist. Also essen wir in aller Regel auch samstags und sonntags abends warm.
    Übrigens: Auch als wir noch kein Kind hatten und beide vollzeit berufstätig waren, haben wir abends gemeinsam warm gegessen. Da habe ich allerdings auch sehr darauf geachtet, mittags eine „echte“ Pause zu machen, auch wenn das nicht immer mit einer vollständigen Mahlzeit kombiniert…

  3. Sebastian Frey

    Der Artikel erinnert mich frappierend an denjenigen von 2017, den ich auch mit einem Kopfnicken bereits gelesen hatte. Glücklicherweise zieht mein Arbeitgeber von der Gleitzeit eine Stunde (Mittags-)Pause ab – ohne Ausnahme. Wer sich also bei uns keine Zeit für ein ordentliches Mittagessen nimmt, ist selbst Schuld und verschenkt im Zweifel seine Pausenzeit.

    Dabei sehe ich allerdings das „keine Zeit nehmen“ als das Hauptproblem an. Auch wenn man sich nur einen Salat nimmt (meinetwegen mit Putenstreifen oder so), die Zeit, um ihn in Ruhe zu essen, sollte da sein.

    • Kommentar des Beitrags-Autors

      Lieber Sebastian,
      meine Meinung hat sich seit 2017 auch keineswegs geändert: Mittagessen muss sein. 🙂 Aber 2018 gibt es doch noch ein paar andere Aspekte, die ich genannt habe. Vor allem bin ich eher noch entschiedener im Widerstand geworden. Daher wird sicher auch ein dritter Teil folgen, s. Ankündigung zur Reihe. Und ja, es ist eine persönliche Entscheidung, ob man sich selbst die Zeit nimmt, um zu essen. Wer nicht isst, kann nicht immer vorschützen, ein Opfer der Umstände oder des Chefs zu sein. Viele Deutsche messen dem Essen tatsächlich keinen großen Wert zu. Das ist bekannt, das zeigen die Umfragen und die Zahlen. Es ist immer wieder erschütternd. Wir müssen weiter kämpfen. 🙂
      Viele Grüße!

  4. Leider ist das in unserer Gesellschaft heute so. Wenn ich mittags meine 30 Minuten vom Schreibtisch aufstehe und in den Pausenraum gehe,um mein Mittag zu essen, habe ich jedes mal ein schlechtes Gewissen. Und das ist falsch.Meine Kollegin isst am Schreibtisch. Das habe ich mir abgewöhnt. Ich koche fast jeden Tag eine Kleinigkeit und mache konsequent meine Pause. Danke für den tollen Artikel. Gruß Katrin

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