Gefundenes Fressen

Blogparade: Was ist schlecht an guter Butter – von Lurpak? Oder: Wie Blogger sich von multinationalen Konzernen kaufen lassen.

Foodblogger nehmen gerne an Blogparaden teil – und übernehmen dabei oft unkritisch die Botschaften der Hersteller. So ist der Buttermarke Lurpak 2015 ein schöner Coup gelungen: Dutzende Foodblogs verbreiteten das kitschige Bild von reiner, nordischer Butter. Dabei ist Hersteller Arla ein internationaler Milchmulti, der Massenviehhaltung fördert. (Beitrag vom 30.6. 2015)

Es ist viel von Schleichwerbung im Netz die Rede. Das ZDF-Magazin Frontal 21 hat am 2. Juni 2015 einen Beitrag gebracht, in dem es um gekaufte Blogger, verführte Kinder und Schmu in Videos ging. Also darum, was landläufig als Schleichwerbung bekannt und in Deutschland, aber auch anderswo verboten ist.

Schließlich heißt es bei uns im Pressekodex, im Rundfunkstaatsvertrag und im Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb, dass Werbung und entsprechende Absichten klar gekennzeichnet und in Medienerzeugnissen vom redaktionellen Teil getrennt werden müssen. So ungefähr.

 

Anfänger in der Falle

Im ZDF-Beitrag kommen dazu Presserechtler, Journalisten, Blogger und Experten von den Landesmedienanstalten zu Wort, die bedauern, dass harmlose Netzteilnehmer den Konzernen und spezialisierten PR-Agenturen auf den Leim geht. Und zwar, weil die meist jugendlichen Video- und sonstigen Blogger „unausgebildete Medienschaffende“ sind, ohne Erfahrung und auf skrupellose Weise naiv. Die freuen sich einfach, wenn man ihnen Sachen schenkt und Geld gibt. Dafür plappern sie alles nach, was die Geldgeber von ihnen verlangt.

Zum Beleg gibt es im Beitrag Interviews, und es ist fast niedlich, wie manche offen zugeben, dass sie sich nicht an die Regeln und Gesetze halten. Weil das ja eh keiner macht und man sonst ganz Instagram verklagen müsse, findet etwa eine unbefangene Fitness-Bloggerin.

 

Nichts ist geschenkt

Auf jeden Fall schließe ich mich der Kritik des ZDF an: Schleichwerbung im Netz geht nicht, und das Internet als rechtsfreien Raum zu betrachten, in dem keine Regeln gelten, geht erst recht nicht.

Ich möchte sogar noch nachlegen: Ich fordere, dass diese unerfahrenen, unausgebildeten Medienschaffenden kein Geld mehr bekommen, und keine Geschenke. Stattdessen sollten die Erfahren und Ausgebildeten Geld scheffeln.

Solche wie ich. Mir gibt keiner was, jedenfalls nicht einfach so. Und selbst wenn ich richtig arbeite, also nicht gerade blogge, bekomme ich nie so viel Geld, wie ich es für angemessen halte. Geschenkt gibt es schon gar nichts. Das ist ungerecht. Dabei sollte doch in der schönen neuen Welt der sozialen Medien alles geteilt werden!

 

Die Ehrlichen sind die Dummen

Scherz beiseite – wie immer sind die Ehrlichen die Dummen. Das sieht man auch an korrekt gekennzeichneter Werbung im Netz, etwa bei den beliebten Blogparaden.

Eine Blogparade ist eine Art Themenaufruf für Blogs. Wenn das eine Firma oder ein Konzern macht, dann bringen thematisch passende Blogs einen Beitrag und bewerben darin das Produkt, stellen es vor oder verlinken auf die Firma oder machen anders den Markennamen bekannt.

Dass es sich um Werbung handelt, soll dabei meist erwähnt werden, die guten Blogs machen das auch. Oft ist es ein Wettbewerb, und fürs Mitmachen oder Gewinnen gibt es Geld oder andere Gewinne. Das Ganze ist ein ziemlich cleveres Marketing-Konzept und wird von Bloggern gerne angenommen, auch von Food-Bloggern.

Und damit landet die Causa bei Quarkundso.de, in der zuständigen Abteilung „Augen auf im Supermarkt“, Unterabteilung gesunder Menschenverstand.

 

Gute Butter: die Lurpak-Blogparade

Denn gerade gab es die Lurpak-Blogparade, am 6. Juni ging sie zu Ende und viele tolle, große Food-Blogs haben mitgemacht. Aber wer oder was ist Lurpak? Kann man das essen? Oder wickelt man darin Fisch ein? Vielleicht trägt man auch Tiefkühlkost damit nach Hause oder polstert in Paketen Flaschen ab?

Für die, die es nicht wissen: Lurpak ist Butter. Dänische Butter. Dänemark ist ein kleines Land, und die Lurpak-Hersteller wollen in Deutschland ihre Buttermarke bekannt machen, also mehr davon verkaufen. Ein legitimes Interesse, weswegen sich die Dänen eine Blogparade ausgedacht haben: Was macht ihr aus leckerer Butter? Mit Lurpak-Butter? Was fällt euch an kreativen Rezepten ein, mit köstlicher dänischer Butter?

Viele Ehrliche und möglicherweise einige Dumme haben mitgemacht. Sie haben Rezepte geschickt, Fotos gemacht und Fragen beantwortet: Warum sie „Food-Lover“ sind, welches Gericht sie an einem „miesen Tag wieder glücklich“ macht, welche kulinarischen Entdeckungsreisen in Landesküchen sie gerne unternehmen, und ob sie eher nach Rezept oder spontan draufloskochen.

 

Lurpak_Regal

Silbernes Papier, internationaler Wiedererkennungswert, so präsentiert sich die dänische Butter. Gibt es auch oft im Flugzeug.

Perlen der Produktlyrik

Es waren bekannte Food-Blogs dabei, darunter Feines Gemüse, Nicest Things und die geschätzte Conny Wagner mit ihrer Seelenschmeichelei. Das sind Blog-Schwergewichte mit zigtausenden von Seitenaufrufen im Monat. Vor allem die großen, gut gemachten haben klare Aussagen zu Werbung und Angeboten von Firmen auf ihrer Seite – dass sie auswählen, mit wem, und auf welche Weise sie kooperieren.

Vorbildlich kennzeichnen die meisten auch ihre Teilnahme an der Lurpak-Blogparade und die Kooperation. Wobei allerdings manche dabei redlicher sind als andere. Die erwähnen die Parade erst gar nicht, bewerben das Dänenfett ausgiebig in Text und Bild, und bringen ganz am Ende mal ein ganz kleines Sternchen an: Ach, übrigens, das war Werbung, zwinkert zum Beispiel zuckersüß eine Trickytine auf ihrem Blog.

Das ist schon hart an der Grenze, zumal gerade dieser Parade-Beitrag nicht nur von Butter trieft, sondern auch von Gefühligem wie Mama, Heimat, Kindheit und Küchenglück.

Aber im Großen und Ganzen sind die schönsten nur denkbaren Rezepte und Fotos herausgekommen, von Törtchen, Zöpfchen und Cremchen bis zu pochierten Eiern mit Hollandaisesauce (genial gemacht von der geschätzten Conny Wagner).

Dazu gibt es Perlen der Produktlyrik, zum Beispiel diese von „Feines Gemüse“:

Der Hefezopf ist mein Beitrag zur Blogparade von Lurpak-Butter, einer dänischen Butter mit über 100 Jahren Tradition, die seit kurzem auch in Deutschland erhältlich und für uns Verpackungsopfer („Oh, guck mal, die kleinen Blöcke! Silbernes Papier! Und die Lettern!“) ein Highlight ist.

Ganz im Sinne von Lurpak bin auch ich der Meinung, dass das „spektakulär Einfache“ viel öfter Platz auf unserem Teller haben sollte, denn guter Geschmack kommt ohne viele Zutaten, ohne viel Brimborium, ohne Schnick und Schnack aus.

 

Fette Beute für die Marketing-Abteilung

Ich sehe förmlich vor mir, wie sich die Lurpak-Marketingstrategen dabei die Hände reiben. Denn die erzielen mit der Blogparade eine riesige Reichweite, bringen ihre Fettklötze unters Volk und bekommen mit dem Fragebogen auch noch Big Data von Konsumenten und Netz-Idolen – Influencern, wie man so schön sagt. Im Premium-Segment. Das ist ein dicker Coup.

Lurpak ist nämlich teurer als das, was sonst so als Butter über den Ladentisch geht. Nur merkt es der Kunde nicht gleich. Das Päckchen kostet so um 1,79 Euro, so viel wie andere hochwertige Buttermarken oder Biobutter. Aber bei Lurpak sind nur 200 Gramm drin, und nicht 250 Gramm, wie sonst üblich. Guter Trick – nicht teurer als die Konkurrenz, aber kleinere Packung, zack, 20 Prozent Preisvorteil für den Hersteller.

 

Regal_Premium

Im Kühlregal: links Delikatess-Butter aus der Normandie, rechts Lurpak. Die Dänen lassen sich unter den teuren Spezialitäten platzieren – zu Recht?

 

Alles so Bullerbü

Warum macht ein Food-Blog das mit?

Ja, warum nicht! Das ist die zwingende Gegenfrage. Erstens gibt es ja Geld. Das ist keinesfalls zu verachten und als solches nicht ehrenrührig. Zweitens unterstelle ich noch Folgendes: Würde Knorr anklopfen mit Tütensuppen, oder Müller-Milch mit einem neuen Grusel-Shake, würden diese Food-Blogger abwinken.

Aber Butter, gute Butter! Das ist doch ein tolles Produkt, ehrlich, echt und unverfälscht, aus weißer, reiner, nordischer Milch, aus Skandinavien, wo alles so niedlich ist, so Bullerbü, und in Pastell! Da kann man guten Gewissens mitmachen. „Mit größter Freude und voller Überzeugung“, wie die geschätzte Conny Wagner über ihre Teilnahme schreibt.

Vielleicht dachten sie sowas.

 

Ein globaler Milch-Multi

Dazu hier in dürren Worten die Aktenlage:

  • Lurpak ist die Buttermarke von Arla.
  • Arla ist ein dänischer Großkonzern, Jahresumsatz 2014: rund 10 Milliarden Euro.
  • Zu ihren Marken gehören auch Buko (Frischkäse) und Kaergarden (Streichfett).
  • Die Buttermarke Lurpak ist Marktführer in England, den USA und weiteren Ländern.

Das heißt: Die Dänen, ein kleines nordeuropäisches Rand-Land mit nur 5,5 Millionen Einwohnern, beliefern die angelsächsische Welt und viele andere Länder mit Butter.

Wie machen die das? Dazu gleich mehr. Erstmal ist Arla aus Sicht von Arla leider bisher nur die

  • siebtgrößte Molkerei der Welt
  • die fünftgrößte in Europa
  • und lediglich die drittgrößte in Deutschland, noch nicht ganz gleichauf mit dem notorischen Theo Müller. Vorne behauptet sich Nestlé.

Damit wollen sich die Dänen nicht zufrieden geben. Sie wollen ganz nach oben und noch mehr Märkte beherrschen. In Deutschland wollen sie Marktführer werden, in Ländern mit Milchwirtschaft werben sie überall Milchbauern an und sichern sich für ihren Feldzug den Nachschub, also hohe Milchmengen.

Neulich haben sie sich im Allgäu eingekauft, auch in Spanien, Polen, Russland, sogar in der Mongolei. Es geht um nichts weniger als den ganz großen globalen Markt, um China und Indien, um die USA, Europa – um die Weltherrschaft im Milchsektor.

 

Angriff auf Europa

Daher hat Arla kurz vor dem Fall der Milchquote in der EU seine Attacke gestartet. Die Milchquote, das war eine Beschränkung aus den Zeiten von Milchsee und Butterberg. Die Quote hat verhindert, dass die Preise ins Bodenlose fallen und Riesenbetriebe die Kleinen verdrängen. Seit absehbar war, dass diese Begrenzung Ende April 2015 ausläuft, haben die Arla-Manager wohl geplant, wie sie den lukrativen europäischen Markt angehen.

Seit Ende 2014 rollen sie ihn über Food-Blogger und die Social-Media-Szene auf, über Supper Clubs, Open Kitchen, Blogparade, und atemberaubende (wirklich!) Werbefilme (die kann man sich auf Youtube mal ansehen, rein der Kunst wegen).

Das alles gehört zu einer akribisch geplanten Offensive in Richtung kaufkräftige Konsumenten, Trendsetter, Influencer – Leute, die kochen und viel Geld dafür ausgeben. Davon gibt es viele in Europa, und hier wollen die Arla-Manager ihre Butter als „Premium-Marke“ installieren.

Aber nicht nur deshalb drängen die Dänen auf den deutschen Markt. Sondern auch, weil hier, in Nord- und Mitteleuropa, die größten Möglichkeiten zur Produktionssteigerung bestehen. Im Marketingsprech drückt das sehr schön DLG-Präsident Carl-Albrecht Bartmer in einer Pressemitteilung des Milchindustrie-Verbandes:

Er sehe

„große Chancen für die Milchviehhalter durch den freien Milchmarkt. Frei von Quotenkosten können Strukturen weiterentwickelt und die Produktion modernisiert werden. Die europäische Milchproduktion verstärkt sich an den wettbewerbsfähigsten Standorten, zu denen sicher Deutschland gehört, weil die Stückkosten niedrig und die Veredelung der Milch in wertvolle Produkte für nationale und globale Märkte durch einen leistungsfähigen nachgelagerten Bereich gelingt. „Made in Germany“ wird auch bei Milchprodukten ein globaler Renner“.

Beste Bedingungen für die Massentierhaltung

Was das heißt? Nun, hier, in Deutschland, Polen, Dänemark, England, Holland, Schweden und anderswo, können die Bauern massenweise Kühe in Ställe pferchen und deren entzündete Monstereuter mit Medikamenten behandeln lassen, denn hier gibt es das notwendige kühle Klima für die Kühe und für Massenställe, aber auch genügend Wasser und gute Kläranlagen für den Mist. Obendrein gibt es Subventionen für die Landwirtschaft und billigen Strom.

Das sind ideale Bedingungen. Die Standorte von Arla, sagen wir mal, im Nahen Osten, etwa in Saudi-Arabien, wo sie es auch probiert haben, sind da nicht so günstig gelegen.

 

Woher kommt die gute Lurpak-Butter?

Die Milch für die gute Lurpak-Butter kommt laut Lurpak vornehmlich aus Dänemark. Zumindest wird die Butter dort produziert. Dass wirklich nur dänische Milch drin soll, kann man sich kaum vorstellen, bei den Mengen. Ein Anruf bei Lurpak ergab nur das etwas dehnbare „Jaaaaa, also, die wird da hergestellt.“ Nichts weiter. Na gut, lassen wir das so stehen.

Da aber die dänischen Bauernhöfe, pardon, die Unternehmer, ja ihre „Strukturen weiterentwickeln“ und die „Produktion modernisieren“ müssen, bedeutet das in der Praxis: Gefördert werden große Massenbetriebe, und praktisch alle diese Arla-Kühe stehen im Stall, auf Betonboden, in Intensivhaltung. Den Käufern wird auf der Arla-Homepage in Videos und Diashows vorgegaukelt, dass die Kühe das ganz toll finden.

Sicherheitshalber wird der Konzern gleichzeitig nicht müde zu betonen, dass er sogar der weltgrößte Bio-Milchproduzent ist. Aber die Lurpak-Butter ist nicht bio. Lurpak wird konventionell erzeugt – nach hauseigenen Qualitätskriterien, auf die der Konzern großen Wert legt. Schließlich handelt es sich um ein teures „Premium-Produkt“.

 

Hohe Standards à la Weltkonzern: Genfutter und Augenwischerei

Schauen wir uns die hohen Standards an, zum Beispiel zum Futter

Livestock may only be given feed that complies with the relevant legal requirements.

Toll! Zugelassen ist nur Futter, das den geltenden gesetzlichen Vorgaben entspricht. Das ist schon was ganz Besonderes, gerade bei der als verschlagen bekannten Bauernschaft, oder? Vor allem spricht diese Orientierung am Gesetz nicht nur für das Qualitäts-, sondern auch für das Rechtsempfinden des Konzerns.

Ähnlich hoch sind die Arla-Richtlinien bei Genfutter. Gentechnisch verändertes Futter fressen ungefähr 70 Prozent aller Milchkühe, das sind praktisch alle, die in Massenställen auf Milchleistung getrimmt werden. Das Importfutter stammt aus den USA, Brasilien oder sonstwo und besteht inzwischen sogar mehrheitlich aus gentechnisch verändertem Mais und Soja.

Die Fütterung von Tieren mit Genfutter ist in der EU erlaubt und übrigens nicht kennzeichnungspflichtig. Beim Anbau von gentechnisch veränderten Futterpflanzen ist man in der EU ja bekanntlich noch nicht so weit. Aber die Sache ist den Strategen bei Arla schonmal eine vorsorgliche Regel strengsten Ausmaßes wert:

The cultivation of genetically modified (GM) crops must comply with all applicable legal requirements.

Ich bin mir nicht sicher, ob derlei sinnfreie Verkaufskosmetik wirklich das Image des Konzerns verbessert. Oder ob es irgendjemanden beruhigen kann, was den Anbau von Genmais in unseren Breiten bedeuten könnte.

Aber ich gehe davon aus, dass nicht nur der eine oder andere Blogger jetzt schluckt – mit Gen-Futter ernährte Kühe geben die Milch für Lurpak-Butter? Womöglich sind gentechnisch veränderte Organismen in der guten dänischen Butter? Überhaupt in allen Milchprodukten, die hier auf dem Markt sind?

Davon möchte man lieber nichts wissen. Und doch ist es so.

Wobei das Bundesamt für Risikobewertung seit Jahren hoch und heilig verspricht, dass der flächendeckend verfütterte Genfraß sich nicht auf die Milch auswirkt. Er ist auch weder kennzeichnungspflichtig noch nachweisbar.

Aber Fakt ist: Die Milchkühe in großen Betrieben fressen überall Genfutter. Und globale, strikt wachstumsorientierte Konzerne wie Arla fördern große Betriebe und Intensivhaltung – mit der Turbo-Kuh, die immer mehr Milch geben muss. Sonst rechnet sich das Ganze nicht, und „Wachstum“ gibt es auch nicht.

 

Kühe lieber im Stall einsperren – aus Tierschutzgründen

Wenden wir uns kurz noch dem Tierschutz zu, der bei Arla natürlich auch besonders hoch gehalten wird:

Animals must be provided with adequate quantities of feed and water of good quality.

Es ist schon beeindruckend, mit welcher Stringenz die Argumentation durchgezogen wird: Als hohe Qualitätsvorschrift verkaufen, was sowieso selbstverständlich und geltendes Recht ist – und in dem Fall nur der Minimalstandard (!).

Interessant ist hier aber noch, dass für den Tierschutz scheinbar die Abteilung Marketing und Corporate Identity zuständig ist. Denn in derselben Passage, bei der es um das Wohl der Kühe geht, heißt es weiter:

It is recommended that livestock is allowed to come out and graze on pastures. Grazing animals are easily noticeable to consumers and outsiders, having therefore a very positive influence on the farmers’ and Arla Foods‘ Image.

Das ist so erfrischend einfach, offen und ehrlich, dass es bestimmt auch der dümmste Bauer versteht.

Aber halt. Bei größeren Betrieben, oder so ab 80 Kühen, wird es schon schwierig mit dem Raustreiben auf die Weide. Das kostet Zeit, Geld, verringert die Rendite, und so große Weiden hat kaum einer. Daher schiebt Arla schnell wieder einen Riegel vor das lustige Treiben der Kühe auf der Weide – den Tieren zuliebe, versteht sich:

However, animal welfare is first and foremost. Grazing is no longer beneficial to animals if, for instance, the passageways for the livestock get muddy in rainy periods, which may cause health problems.

Ungelogen, das steht original in den Qualitätsdokumenten von Arla.

 

Der ultimative Warentest von Quarkundso.de

Lurpak wirbt auch sonst noch mit allerlei – alte Tradition, Blindverkostungen für den einzigartigen Geschmack, natürliche, reine Zutaten, Hygiene auf höchstem Niveau. Nur ist das alles genau so wie etwa bei der günstigen Deutschen Markenbutter aus dem Discounter, die 89 Cent kostet. Da gibt es auch Blindverkostungen zur Wahrung der höchsten Qualität, und sie ist das, was man rein und unverfälscht nennt, weil nichts drin ist als Wasser und Milchfett. Das ist normaler Standard für Markenware aus der industriellen Landwirtschaft.

Nun, hämen kann ja jeder – was wäre so ein Bericht ohne einen eigenen Test? Selbstverständlich nach den hohen Qualitätskriterien von Quarkundso.de.

Das Ergebnis für Lurpak: etwas blass, etwas spröde – ein Hinweis auf Kraftfutter statt Weide. Denn Butter von Weidekühen ist von Natur aus gelblicher, weil das Gras Farbstoffe in die Milch abgibt, und wegen anderer Fettsäuren ist sie auch weicher und cremiger.

Zwei Stücke Butter auf Teller, nah, das linke ist gelblicher

Links echte Weidebutter, rechts Lurpak – die ist deutlich blasser und hat eine weniger cremige Struktur.

Die Kuh, die die Milch für das Probepäckchen gegeben hat, hat jedenfalls Kraftfutter bekommen, stand wohl lebenslang im Stall und hat kein Gras gesehen. Die Zeitschrift Ökotest sprach in ähnlichem Zusammenhang von „wiesenferner“ Milchproduktion und vom „gehörnten Verbraucher“. Das ist hübsch formuliert und trifft den Eindruck genau.

Im – natürlich streng objektiven – Geschmackstest, verglichen mit einer Demeter-Bio-Süßrahmbutter und einer Weidebutter, kam auch nichts Weltbewegendes heraus: Lurpak ist eine mildgesäuerte Butter, sehr mild, fast wie eine Süßrahmbutter. Den sahnigen Geschmack, mit dem Arla wirbt, hat Lurpak mit anderer Süßrahmbutter gemein, die leichte Frische mit mildgesäuerten Buttersorten. Das ist nichts Besonderes.

Butter und Brot auf einem Teller, von oben

Nicht schlecht, der Geschmack von Lurpak. Aber so gut auch wieder nicht. Oben links: Fettfleck auf Linse, kommt vor beim Butter-Shooting.

Da fährt man mit einem wirklich guten Produkt, das tierfreundlich, regional und in kleinen, nachhaltigen Strukturen produziert wurde, aus mehreren Gründen besser. Auch, weil die echte Weidebutter (mildgesäuert) um Klassen besser und aromatischer schmeckt. Sie ist übrigens auch gesünder.

 

Wann ist Butter gute Butter?

Soweit mal die Aktenlage. Für ein begründetes Urteil muss das Bisherige genügen, und das Fazit fällt kurz aus: Lurpak ist normale Molkereibutter aus Massenviehhaltung und industrieller Großproduktion, die schick verpackt und teurer ist als die Konkurrenz, aber weder besser noch fairer zu Umwelt oder Tieren.

Mit Sicherheit besser ist dagegen Butter von Biobetrieben, denn dort ist Genfutter verboten. Besser als das Dänenfett ist auch jede Butter aus Weidemilch, denn da waren die Kühe wirklich draußen und leben artgerecht. Und immer noch besser als das teure Industriezeug aus dem Norden ist Butter aus kleineren und regionalen Molkereien, die ihre Mitglieder nicht stramm auf Wachstumskurs trimmen.

Ihr wollt Namen? Hier sind sie: Jede Art von Biobutter, etwa von Demeter, Bioland, Naturland, Dennree, sogar von BioBio der Supermarkt-Kette Netto; auch die konventionelle Marke des Bauern-Verbandes Sternenfair kann punkten, wegen der besseren Bedingungen für die Kühe und der gentechnikfreien Fütterung.

Regional arbeitende kleinere Molkereien und Genossenschaften wie Andechser, Sternenfair, Bergader, die Upländer Bauernmolkerei oder Berchtesgadener Land sind aus vielen Gründen sowieso vorzuziehen, und wer echte (und hervorragende) Weidebutter will, kauft Kerrygold aus Irland, gut ist auch ein Konzept aus Österreich unter der Bezeichnung „Heumilch“.

Ach, machen wir´s kurz: Arla hat die großen Food-Blogs schön verschaukelt. Die haben brav Werbung gemacht, was man ihnen kaum übel nehmen kann. Aber es gibt bessere Butter als Lurpak.

 

© Johanna Bayer

 

 

(Hinweis der Redaktion im März 2020: Der Beitrag ist von 2015, einige Links sind daher nicht mehr aktuell und einige Inhalte nicht mehr verfügbar)

Lurpak-Werbung auf großen deutschen Food-Blogs, mal mehr mal weniger gut gekennzeichnet.

Hervorragend und korrekt: Die Seelenschmeichelei

Andere:

Nicest Things

Feines Gemüse

Foodlovin.de

trickytine.com

Die Qualitätsvorschriften von Arla, Fassung 4.4. von Januar 2015

Die Zeitschrift Oekotest stellt 2013 die Illusion von weidenden Kühen in Frage und spricht vom „gehörnten Verbraucher“.

Und dann strahlt die ARD in der Reihe ARD-Exclusiv am 20. Juli diese verstörende Reportage über Milch aus Massenproduktion und das Leiden der Milchkühe aus – recherchiert wurde in ganz normalen Betrieben. So sieht das aus.

Geld und so: Ja! Man kann jetzt spenden. Natürlich völlig freiwillig. 1 Euro würde schon reichen, mehr ist möglich – einfach ins Sparschwein stecken.

Das steht mit diesem Bild ganz oben rechts im Menü. Wer draufklickt, landet bei PayPal, braucht zum Spenden aber kein PayPal-Konto.

 

  1. Danke, danke, danke! Ich verstehe es ja auch nicht, warum sich Foodblogger vor den Karren der Großkonzerne spannen lassen. Der gemeine Foodblogger ist käuflich und sei es für ein Päckchen Butter oder Frischkäse ….

  2. Richard Bartels, Slow Food Fünfsenland

    Liebe Johanna,
    klasse Beitrag ! Mir ist dieses Zeugs von Arla (man muß ja den Namen nicht weiter propagieren) bisher nicht untergekommen. Auch die paar Fodblogger, die ich ab und an lese, haben es noch nicht dabei gehabt aber da gibt es wohl ja so ne und so ne wie Du schreibst). Werde im Rahmen meiner Möglichkeiten für breitestmöglich Verbreitung des Beitrages sorgen (inkl.bei meinen Bekannten von „Die faire Milch“, „Sternenfair“ und Berchtesgadner Land.
    Ich seh schon, das Thema Butter solten wir gemeinsam weiterverfolgen…

  3. Liebe Johanna,

    sehr schöner Artikel zu einem wichtigen Thema. (Und vielen Dank fürs getippte Kompliment – das hat mich doch einigermaßen erröten lassen)

    Da ich ja Teil der Lurpak Blogparade war, wollte ich dir nur ganz kurz schreiben, warum ich das gemacht habe. Zuallererst: Ich sehe überhaupt nichts ehrenrühriges oder gar despektierliches daran, wenn man mit seinem Blog auch (!) Geld verdienen möchte. Das geht in meinen Augen langfristig sowieso nur dann, wenn man für das brennt, was man tut. Wenn man professionell im Umgang mit Kooperationspartner ist. Und doch Amateur im Herzen bleibt. Meine Sponsored Posts werden mit dem gleichen Herzblut, der gleichen Qualität und der gleichen Freude entwickelt, getextet und fotografiert wie jeder meiner Posts. Das ist ganz wichtig. Und genauso eine Grundvoraussetzung für die Glaubwürdigkeit eines Blogs wie die ordentliche Kennzeichung von Sponsored Posts. Ich unterstelle meinen Lesern aber sowieso so schlau zu sein, dass sie merken würden, wenn man um den heißen Reklamebrei drum rum schreibt. Wer es nicht lesen mag, der klickt einfach weg.

    Geschluckt habe ich beim Punkt „Wie Blogger sich von multinationalen Konzernen kaufen lassen“. Kaufen lassen, das klingt nach Willenlosigkeit. Nach Opferrolle. Nach „das Dummchen hat sich verschaukeln lassen“. Für meinen Teil kann ich sagen: Es hat sich nicht verschaukeln lassen, das Dummchen. Ich mag die Marke Arla. Ich mag ihre Produkte (Kerrygold mag ich übrigens auch – Weidebutter ist ein ganz wunderbares Produkt mit vielen guten Produkteigenschaften). Ich mag ihre Positionierung. Und vor allem mag ich ihre Kommunikation. Arla hat die in meinen Augen beste Foodkampagne ever. Ja klar ist Arla teurer als Handelsmarke. Das ist ja auch eine der Funktionen einer Marke. Ein Mercedes ist auch teurer als ein Golf – obwohl beide im Prinzip das selbe tun: Fahren. Das kann man verwerflich finden. Ich für meinen Teil finde das nicht. Aber ich kaufe eben auch im ganz normalen Supermarkt und nicht ausschließlich „Bio“. Ich fahre Auto. Ich esse Fleisch (<- nicht vom Discounter – aber das ist eine andere Geschichte). Und besitze Klamotten von Zara. Will sagen: Ich fände es für meinen Teil hochgradig unglaubwürdig, wenn ich auf dem Blog eine Lebensweise promoten würde, die ich nicht lebe. Denn ein Blog lebt von der Authentizität seines Schreibers. Meine Grenze ziehe ich also nicht bei Lurpak. Aber es gibt andere Marken bzw. Konzerne, die mich ebenfalls schon angefragt haben – und hinter deren Produkten ich eben nicht stehe. Diese Anfragen lehne ich dann ab. Aber das ist natürlich nichts, was meine Blogleser öffentlich mitbekommen.

    Danke, dass du diese Diskussion angestoßen hast. Kritisches Hinterfragen ist richtig und wichtig!

    Sonnige Grüße
    Conny

    • Kommentar des Beitrags-Autors

      Johanna Bayer

      Liebe und sehr geschätzte Conny Wagner,
      vielen Dank für Deinen persönlichen Kommentar, dem ich natürlich nichts hinzuzufügen habe 🙂
      Nur, dass ich Deine Punkte sehr wohl sehe und die eigentlich alle im Beitrag auch erwähnt habe – es ist nicht per se ehrenrührig, Geld mit dem Blog verdienen zu wollen oder Werbung zu machen. Vor allem nicht, wenn man die Werbung korrekt kennzeichnet, so wie Du. Und dass ich fest davon ausgehe, dass gute Foodblogs bei bestimmten Konzernen abwinken. Steht alles drin.
      Aber mir ging es tatsächlich um die Kampagne und die Augenwischerei dieser profitorientierten Großmolkerei Arla. Darüber wollte ich aufklären. Die Kampagne ist sehr clever und handwerklich gut gemacht, das habe ich ausdrücklich geschrieben, Du bestätigst es aus Deiner Sicht als Fachfrau nochmal. Und ich wollte den Blick hinter die Kulissen werfen.
      Denn ich finde, vor allem im Hinblick auf eine zukunftsfähige Landwirtschaft ist es wichtig, immer wieder – neu – nachzudenken, welche Marken, Firmen und Produkte man wie und warum unterstützen will. Dabei spielen die politischen und wirtschaftlichen Hintergründe eine Rolle, die wollte ich etwas aufhellen. Ich finde auch ehrlich, dass die Butter von Arla nicht der Mercedes ist. Denn sie ist nicht hochwertiger als normale deutsche Markenbutter. Der Mercedes, das sind Biobutter und, ja: Kerrygold. Findest Du ja auch… daher sind wir eigentlich wirklich in allem einer Meinung! 🙂
      Auf bald, liebe Grüße
      Johanna

    • DirkNB/Herdnerd

      Allein der Satz „Ich mag die Marke XYZ.“ zeigt doch eigentlich: reingefallen auf Werbung und Marketing. Jedes Produkt, für das Werbung gemacht wird, ist mindestens um den Teil überteuert, der für die Werbung drauf geht. Je mehr Werbung gemacht wird, desto geringer der Wert des Inhalts. Eigentlich ganz einfach. Denn auch Werbung muss sich rechnen. 😉

  4. Fabian

    Schön zusammengefasst. Ich wunder mich immer noch, wie Leute solche Marketing-Aussagen wirklich glauben können. Aber es ist wohl wie mit den Apple-Produkten. Es ist hübsch verpackt und teuer – manchen reicht das schon.

    Eine kleine Korrektur noch. Arla ist kein rein dänisches Unternehmen. Es ist ein dänisch-schwedischer Zusammenschluss. Und schaut man auf die Anteilseigner tauchen plötzlich auch Deutsche auf.

    • Kommentar des Beitrags-Autors

      Johanna Bayer

      Lieber Fabian,

      danke für das Lob und die Korrektur. Über die genaue Unternehmensform von Arla kann man viel nachdenken. Offiziell ist Arla eine Genossenschaft mit fast 14.000 (!) Anteilseignern insgesamt. Geführt wird der Laden aber wie ein Konzern, also unternehmerisch. Es ist daher nicht so, dass 14.000 biedere Bauern darüber abstimmen, wie das Geschäft läuft. Und der Laden ist vom Ursprung her dänisch, auch die Corporate Identity von Arla ist dänisch, das „Branding“ von der Buttermarke Lurpak sowieso. Weil ich genau das ja beschreiben wollte und darauf aufmerksam machen wollte, dass sie so niedlich klein daher kommen, aber es gar nicht sind, habe ich etwas verkürzt. Das „multinational“ in der Überschrift sollte aber klar machen, dass mehr dahinter steckt.

      Danke für Deine Hinweise, und zu den deutschen Anteilseignern und Molkereien, die da mit im Boot sind, lässt sich sicher auch noch einiges sagen. Einiges! 🙂

  5. Dann werde ich mal zu dem Quark meinen Senf dazu geben. Wobei ich das positiver meine, als es so hingeschrieben und gelesen klingt. 😉
    In der letzten Zeit, ich kann es gar nicht so genau datieren, beobachte ich eine zunehmende(?) „Kommerzialisierung“ bei den Kochblogs. Immer wieder tauchen offensichtlich „gesponsorte“ Beiträge auf, die in vielen Fällen nicht mal entsprechend gekennzeichnet sind. Du hast es hier an der blassen Massenbutter festgemacht, aber manchmal findet man auch andere Beispiele. Meinen Blog haben entsprechende PR-Agenturen auch schon gefunden und gelegentlich bekomme ich das eine oder andere Angebot. Das wird aber immer weniger, da mittlerweile alle Anschreiber/innen eine entsprechend gepfefferte Antwort erhalten, weil sie in den meisten Fällen nicht mal fähig sind, in die Blogs reinzuschauen und ihren Geist zu erfassen. So sind die E-Mails meist entlarvende Serien-E-Mails, die dokumentieren, dass die Agenturen NICHTS begriffen haben.
    Als das anfing, habe ich mich doch auch ein wenig gebauchpinselt gefühlt, dass so eine Profi-Agentur ausgerechnet meinen Blog dafür ausersehen hat, die Vermarktung eines neuen Produktes zu unterstützen oder mir kostenlos interessante Infografiken anbietet. Dabei begann ich, mir Gedanken über meinen Bloggeist zu machen und habe mir für die Unabhängigkeit entschieden. Ein bekannter Softdrinkhersteller fühlte sich nach einem (im Gegensatz zu vielen anderen) sehr netten E-Mail-Kontakt doch berufen, mir ein neues Getränk aus seinem Hause zuzusenden, dass ich dann auch in einem Blogbeitrag bewertete. Aber das Schreiben machte keinen Spaß. Soll ich den Beitrag jetzt besonders kritisch machen, um mich ja nicht als „gekauft“ dazustellen? Es wurde ein gewisses Wischiwaschi. Geschmack in Ordnung, aber von den Nährwerten auch nicht besser als jede andere Limo.
    Der nächste Schritt war eine totale Umkehrung des Prinzips. In kurz: Herstelleranfrage, meine Antwort: ich schreibe nur über Produkte, die ich selber gekauft habe, ich kaufe ein paar Varianten des Produktes und schreibe dann aber keinen Artikel darüber. Andererseits schickte mir eine andere Agentur auch mal ungefragt ein Produkt, ich verspeiste es mit Genuss, konnte es danach aber eine Weile nicht mehr sehen („überfresen“), mittlerweile esse ich es aber wieder gern. Geschrieben habe ich trotzdem nicht darüber. 😉
    Mittlerweile schreibe ich wirklich nur noch über Produkte, die mir beim Einkaufen aufgefallen sind und die ich dann kaufte. Agentur- und Herstellerangebote lehne ich grundsätzlich ab. Andererseits versuche ich auch, bei Rezepten und Kochvideos nicht zu zeigen, welche Marken ich benutze, worauf ich leider am Anfang noch nicht achtete.
    Sicher muss man, wenn man blogt, nicht so strenge Grenzen ziehen. Aber für mich haben Blogs, die „unterstützte“ Artikel haben, immer auch ein wenig G’schmäckle. Man ist nicht unabhängig, wenn man über ein Produkt schreibt, dass man mehr oder weniger geschenkt bekommen hat oder wenn man zu einer Reise zu den Produktionsorten eingeladen wird und dann nur gut ausgewählte Teile davon sieht. Und wer nicht unabhängig ist, ist gekauft. Punktum.

  6. Reicht ein „Danke“? Dann möchte ich nämlich genau das hier hinterlassen. Und ein „Bitte“ hätte ich auch noch: Mehr davon! So, wie ich die (Food-)Blogger-Szene derzeit erlebe – höher, schneller, weiter – ist jeder Moment des Innehaltens, jeder kritisch-kluge Blick enorm wertvoll und wichtig. Zumal, wenn so formuliert wie hier. Sagte ich schon „danke“? Danke!
    Und: Schönes Wochenende!

  7. Christina Preiß

    Sehr geschätzte Johanna Bayer,
    allerbesten Dank für den gründlichen u Augen öffnenden Beitrag zu Arla. Da ich selbst auf einen bewussten u ethischen Lebensstil achte, und zugleich in der Kommunikationsberatung tätig bin, habe ich manche Einblicke in die Marketingdenke von Food-Unternehmen. Auch wenn beileibe nicht alle Unternehmen schönfärben, nein, viele gute Firmen sind ernsthaft ethisch im Handeln. Dennoch beobachte ich leider auch immer häufiger, wie clevere Strategen aus Konzernen mit großer Finanzkraft ihre Brands an (viel zu oft zu unkritische Influencer bzw. MultiplikatorInnen, wie wir sie nennen) „verkaufen“ und damit auch völlig konventionelle, oft unspektakuläre Produkte (wie die Lurpak-Butter) in den deutschen Handel „reinverkaufen “ u in die Online-Communities pressen.
    Firmen aus Skandinavien haben es da allgemein sogar einen Tick leichter, denn der Durchschnittsdeutsche verbindet mit Produkten aus diesen Ländern mehr Reinheit, ein oft naturnäheres Bild (Produkte aus USA haben es da im Vergleich schon schwerer).
    Ganz schlimm wird die Augenwischerei bei Modemarken in Mode-Blogs. Was da manche uninformierte Fashionista über Luxuslabels berichtet (weil die ihr ein Täschchen aus der neuesten Collection „zur Verfügung stellen“ ) ist hanebüchen… Und in gewisser Weise sogar fahrlässig. Denn über z. B. katastrophale Produktionsbedingungen u riesige Margen der Konzerne wird im Blog nichts gesagt. Da zählt leider oft nur der äußere Schein.
    Deshalb bin ich so dankbar, dass es kluge, kritische Aufklärer wie Dich gibt. Die sich nicht von der „putzigen,silbernen Verpackung “ blenden lassen.
    Alles Gute weiterhin für quarkundso, ich bleibe treue Leserin (auch ohne SoMe-Verlinkungen, habe nämlich bewusst keine Accounts)!
    Besten Dank & beste Grüße,
    Christina.

    • Kommentar des Beitrags-Autors

      Johanna Bayer

      Liebe Christina,

      herzlichen Dank für diesen ehrenvollen Kommentar! 😉 Eine Freundin von mir hat einen Mode-Blog, der werde ich Deine Anmerkungen auch gleich ans Herz legen. Ansonsten gilt natürlich, dass es legitim und nicht per se verwerflich ist, Werbung zu machen. Wer mit und auf seinem Blog Geld verdienen will, muss das fast tun. Und ein lukratives Angebot von einer großen, renommierten Firma, die auf einen zukommt, das ist schon verlockend. Bei der Lurpak-Blogparade war es ja so, dass die nicht öffentlich ausgeschrieben wurde, sondern dass die Firma die Blogger-Szene sondiert und analysiert hat, um dann gezielt an Blogger heranzutreten und sie einzuladen. Das lief alles hinter den Kulissen. Und das ist weder verboten noch sonst ehrenrührig. Es kommt halt drauf an, welche Werte und Ziele man selbst hat, welche Weltsicht, welche Einstellung. Da kann jeder wählen. Man kann auch sagen: Jeder soll und kann Position beziehen. Muss aber nicht. Dies ist ein freies Internet… 😉

      Viele Grüße!
      Johanna

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