Gefundenes Fressen

WDR basht Rewe für Zuckertest bei Pudding, Experten machen mit. Aber wer liegt hier eigentlich falsch?

Glas mit Schokopudding

Schokopudding: Ein bisschen Zucker darf schon sein.

 

Bei Rewe dürfen Kunden über den Süßgeschmack bei Pudding entscheiden und der WDR lässt kein gutes Haar daran. Beteiligt sind zwei Experten, die sich mit Kritik-Klischees überbieten und die Aktion böswillig interpretieren, darunter die Verbraucherzentrale NRW. Aber die alte Schablone „Die Industrie verschaukelt uns doch nur!“ zielt an der Sache vorbei.

Beitrag von Januar 2018, der Test ist entschieden

 

Seit dem 15.1.2018 dürfen bei Rewe die Kunden über Schokopudding abstimmen: Man kauft sich eine Stange mit vier Puddingproben und bewertet anschließend online. Dabei geht es um den Süßgeschmack. Die Proben enthalten unterschiedlich viel Zucker und sind, vom Originalrezept absteigend 20, 30 und 40 Prozent weniger gesüßt.

Das Ziel laut Rewe-Webseite: Bei den eigenen Produkten Zucker reduzieren.

Allerdings nur, wenn die Kunden das auch wollen. Denn der Pudding soll sich natürlich weiterhin gut verkaufen, also der Stammkundschaft schmecken.

Deshalb will der Lebensmittelriese mit der Aktion herausfinden, wie viel weniger Zucker im Pudding von den Kunden akzeptiert wird. Das Ganze ist der erhitzten Debatte rund um Zucker geschuldet, die 2017 tobt.

Und den Forderungen nach gesetzlichen Vorschriften für die Industrie.

Gesetze wollen Händler und Hersteller natürlich nicht, sie postulieren ja gerne den berühmten „mündigen Verbraucher“. Diesen also selbst entscheiden zu lassen, ist nur logisch: Der Kunde ist König, verkauft wird, was schmeckt.

Der Test ist deshalb ergebnisoffen. Sollte sich herausstellen, dass die meisten Kunden das Original mögen, bleibt es dabei. Wollen sie weniger Zucker, kriegen sie ihn. Das sagt Rewe auf seiner Homepage.

Kein Aufreger, sollte man meinen, sondern nur ein Produkttest.

 

Beim Bashing sind sich alle einig

Nun hat sich aber der WDR über die Aktion hergemacht, in der Sendung „Servicezeit“. Die Dramaturgie, neudeutsch auch „Storytelling“ oder „Narrativ“ genannt, ist klar: Die Industrie will uns doch nur verschaukeln!

Darin sind sich alle Beteiligten von vornherein einig – Moderator Könnes fragt vor dem Beitrag schon süffisant, ob es sich beim Puddingtest von Rewe etwa um eine „Trendwende hin zur gesunden Ernährung“ handele oder nur um einen „Marketing-Gag“.

Entsprechend war der Beitrag (nebenbei gesagt auch etwas schlampig: schlechter Ton mit Hall beim Ernährungsexperten und fehlende Bauchbinden im Video, Beitragsinfos zu Kamera und Schnitt fehlten auch, da ist mal wieder husch-husch das rohe Band in die Mediathek gestellt worden).

Wer waren also die Experten? Da hat sich natürlich sofort die Investigativabteilung von Quarkundso.de eingeschaltet.

Denn sie, die Experten, waren es, die wohl die Marschrichtung ins Klischee vorgegeben, den Autor beraten und ihm den Beitrag samt eigenem Geschmackstest gestrickt haben.

 

Geld verdienen – darf man das?

Einer ist Stephan Lück, Ernährungswissenschaftler und gelernter Koch, auch bekannt aus RTL, Galileo, ARD-Buffet, HR und eben dem WDR, vor allem in der Reihe „Servicezeit“.

Dort darf er zum Beispiel über vegane Ernährung für Kinder verzapfen, dass es doch gemein sei, Eltern, die ihre Kinder gesund, also vegan ernähren wollten, zu verunsichern und zu behaupten, die vegane Lebensweise sei nicht gut für die Kleinen. Wo doch Pflanzen so gesund und vielfältig seien.

Nun ja, damit verlässt er den Boden der Wissenschaft. Aber es geht hier nicht um ungeeignete Ernährung für Kinder, sondern um Schokopudding.

Ansonsten vertreibt Herr Lück einen selbst entwickelten Diätdrink und sagt auf seiner eigenen Homepage, es sei ihm damit gelungen, das Problem von Heißhunger und Jojo-Effekt beim Abnehmen zu lösen.

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Das wäre allerdings eine Sensation.

Viel gehört hat man von dem Saft bisher aber nicht, obwohl er schon seit mindestens 2012 auf dem Markt ist. Kritiker bemängeln den hohen Preis, Konsumenten schreiben im Internet über unerwünschte abführende Wirkung.

Das Business ist hart, und es geht bei so etwas um viel Geld, ein Mitbewerber mit ähnlichem Drink musste schon die Segel streichen.

Die Geschäfte des Herrn Lück sind in unserem Zusammenhang allerdings völlig uninteressant. Schließlich ist Geld verdienen wollen keine Schande, auch nicht mit Diätdrinks – es sei denn, es handelt sich um „die Industrie“ und die „Lebensmittelmultis“.

Dass die Geld verdienen wollen, ist höchst anrüchig. Für Herrn Lück.

 

Experten: von trivial bis böswillig

Er macht im O-Ton klar, dass jeder, der bei dem Rewe-Test mitmacht, dem Unternehmen auf den Leim geht: „Sobald ich das Produkt kaufe, mich darauf einlasse, hat Rewe in dem Fall das Ziel erreicht: Das Produkt wurde nicht nur verkauft. Sondern man fühlt sich sozusagen diesem Unternehmen näher.“

Das klingt verdächtig, ist aber erstens falsch, dann höchst trivial und außerdem täglich Brot in Unternehmen: die gute alte Kundenbindung, wie sie an allen BWL-Lehrstühlen des Landes unterrichtet wird.

So etwas taugt nicht zum Vorwurf, außerdem ist das Ziel von Rewe mit dem Kauf alleine wohl kaum erreicht. Die wollen Kundenmeinungen im großen Stil, um zu erfahren, ob der Pudding nun süß oder nicht so süß sein soll.

Dazu kommt: Ob und wie man testet, ist völlig freiwillig und hat keine Konsequenzen, außer einem – ebenfalls freiwilligen – Gewinnspiel. Der Vorwurf von Lück ist daher an den Haaren herbeigezogen und dämonisiert Methoden, die anderswo als „Partizipation“ von Pädagogen wärmstens empfohlen werden und im Übrigen höchst zeitgemäß sind.

Aber auch Expertin Nr. 2, Monika Vogelpohl von der Verbraucherzentrale NRW, ist sicher, dass der Zucker-Test des Teufels ist. Angekündigt wird ihr Statement vom Autor übrigens so:

„In der Verbraucherzentrale hat man diese Werbemethode so noch nie gesehen.“

Werbemethode? Wieso Werbemethode? Es ist doch eine Kundenbefragung. Ein Test. Freiwillig.

Bloße Werbemasche oder unlauter wäre das Ganze, wenn unter dem Vorwand der Mitbestimmung Kunden übers Ohr gehauen werden – indem sie zum Beispiel teure Verträge abschließen müssen. Oder nicht bekommen, was sie bestellt haben. Oder trotz Abstimmung das Wunschergebnis nicht produziert wird.

Frau Vogelpohl erhebt aber weitere Anklage:

„Das ist zunächst mal ganz positiv, dass Verbraucher gefragt werden nach ihren Geschmacksvorlieben. Auf der anderen Seite muss man bedenken: Der Verbraucher muss das Produkt erst kaufen, um es überhaupt bewerten zu können. Also im Grunde werden auch Kosten auf die Verbraucher abgewälzt.“

Das ist schon ein höherer Grad an Verdrehung. Um so etwas abzulassen, muss man nicht nur weltfremd sein, sondern eigentlich auch etwas böswillig.

Wir hängen uns da gerne aus dem Fenster: Diese Interpretation ist unlauter. Denn ein Recht auf kostenlose Warenproben gibt es nicht, obwohl viele Händler solche ausgeben – freiwillig.

Ansonsten kostet der Testpudding einen Euro (in Zahlen: 1.-), was Quarkundso.de selbstverständlich mit Beweismitteln gesichert hat. Hier wird keiner übers Ohr gehauen, sondern folgt für kleines Geld seiner Vorliebe für Pudding, wenn er sie denn hat.

 

Deppenargumentation schadet allen

Vor allem aber werden Konsumenten immer nach ihren Geschmacksvorlieben gefragt, nämlich bei der Produktentwicklung.

Denn wie soll ein Hersteller etwas auf den Markt bringen, wenn er seine Kunden nicht fragt, was ihnen schmeckt? Jedes Lebensmittelprodukt wird vorher getestet, und zwar von den Konsumenten der Zielgruppe, für die es gedacht ist. Die probieren und bewerten, danach arbeiten die Entwickler weiter.

Entschieden wird aber immer am Regal: Kaufen die Leute das neue Produkt oder nicht? Und wenn sie es kaufen, ja, dann müssen sie es natürlich bezahlen, ausprobieren und dann wieder kaufen. Oder liegenlassen.

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Es ist daher einigermaßen perfide, in die Welt zu setzen, dass hier „Kosten abgewälzt“ werden – als ob ein Unternehmen sich vor einer gesetzlichem Pflicht drückt wie ein gieriger Vermieter, der dem Mieter das Renovieren aufbrummt, obwohl er eigentlich dafür zuständig ist.

Eine so billige Argumentationsmasche mit vorgeblichem Verbraucherschutz wird der Sache nicht gerecht . Sie schadet auch der gesamten Debatte, weil sie Misstrauen schürt und sinnlos Fronten aufbaut, wo keine sind.

Gerade die Verbraucherzentralen tun sich mit dieser Deppenargumentation keinen Gefallen. Sie diskreditieren sich nur selbst als ernstzunehmender Gesprächspartner, der sie ja sein wollen, und zwar sowohl für Behörden als auch für Wissenschaft und Industrie.*

 

Die journalistische Seite

Wenn man nicht böswillig ist, sondern unvoreingenommen und weder auf der Gehaltsliste von Rewe noch einer Verbraucherzentrale steht, kann man ruhig zugeben: Der Pudding-Test ist clever, innovativ und durch die Vergleichsmöglichkeit interessant.

Aus Sicht des Unternehmens ist das sinnvoll. Die Marketing-Abteilung erhält viele Tausende von Bewertungen, eine Anzahl, die mit den üblichen Testreihen wohl nie erreicht werden könnte. Und ungefilterte Rückmeldung von den eigenen Kunden.

Sinnvoll und interessant ist der Test aber auch für die Verbraucher. Sie kriegen mit, wie die verschieden gesüßten Puddings schmecken. Den direkten Vergleich gibt es sonst selten.

Die Abteilung Methoden und Statistik von Quarkundso.de hat sich aber auch gemeldet und merkt spitzfindig an: Solche Online-Abstimmungen können sehr leicht beeinflusst werden. Denn Zuckergegner und Aktivisten könnten massenhaft Puddingproben einkaufen und so abstimmen, dass der Pudding mit dem geringsten Zuckergehalt gewinnt.

Dieser Aspekt kommt im Beitrag überhaupt nicht vor: Was taugt so eine Online-Aktion? Dazu hätte man Rewe fragen müssen, wie sie das sehen, was sie mit dem Test wirklich vorhaben, warum sie ihn so und nicht anders gestrickt haben, ob das Ergebnis des Tests aussagekräftig ist, ob sie mit Verfälschungen rechnen, was sie für Konsequenzen ziehen, ob die Abstimmung juristisch abgesichert ist.

Das wären so journalistische Fragen gewesen.

 

Was sagt Rewe eigentlich dazu?

Mit dem Journalismus ist es aber in dem Beitrag nicht weit her. Denn Rewe kommt gar nicht zu Wort. Kein O-Ton eines Marketing- oder Kampagnenleiters, kein Statement aus der Pressestelle.

Nichts.

Der WDR-Autor stellt nur die Puddingdosen vor die Kamera und folgt dann blind den Einschätzungen seiner Experten. Falls er überhaupt Rewe gefragt hat, gibt er die Stellungnahme nicht weiter. Handwerklich ist das schon sehr fragwürdig, Stichwort Recherche, journalistische Sorgfaltspflicht und Gelegenheit zur Stellungnahme für Betroffene.

Dafür darf sich aber Haus-Fachmann Stephan Lück am Testdesign austoben.

Puddingprobe von Rewe nah, auf Etiketet: -30 %

Wunschpudding laut WDR: minus 30 Prozent Zucker

Er erklärt rundheraus, die Sache sei völlig falsch aufgezogen. Man müsse die Puddingproben nicht in der Reihenfolge testen, die Rewe vorgibt, also beginnend mit dem Original und dann absteigend von 20 über 30 bis zu 40 Prozent Zucker.

Sondern umgekehrt „wenn man es richtig machen will“, so Lück.

Mit „richtig“ meint er: Wenn man Zucker „minimieren“ und den Leuten den Süßgeschmack abgewöhnen will.

Diesen Versuch macht der Autor dann im Beitrag und lässt Probanden auf der Straße zuerst den wenig gesüßten Pudding und am Ende den Gezuckerten  schmecken.

Ergebnis: „Den Originalen will plötzlich keiner mehr“. Die WDR-Probanden sind für den Pudding mit 30 Prozent weniger Zucker.

Zack, wieder hat die Industrie einen vor den Latz bekommen.

 

Wer soll das Volk erziehen?

Aber auch hier wäre es korrekt gewesen, zu akzeptieren, was Sache ist: Rewe will seine Kunden nicht konditionieren oder umerziehen, und ihnen auch nicht vorschreiben, in welche Richtung ihr Geschmack gehen sollte. Und Rewe will Zucker nicht „minimieren“.

Der Laden will nur wissen, ob seine Kunden wirklich weniger Zucker akzeptieren und ob der Pudding jetzt weniger süß sein darf. Oder ob die Leute den gewohnten Geschmack wollen. Deshalb die Verkostung im Vergleich mit dem Original.

Dazu hätte man Rewe aber doch befragen können oder müssen. Das wäre wirklich interessant gewesen, journalistisch gesehen.

Auf der Internetseite des Ladens findet sich nämlich noch Erstaunliches: Die Supermarkt-Kette engagiert sich plötzlich für Clean Eating, bezeichnet sich als „verantwortlichen Lebensmittelhändler“ und bietet Ernährungsberatung sowie Tipps zur Zuckerreduktion an.

Das ist auch wieder so clever, wie es nur sein kann: Auf die Zuckerfrei-Welle aufspringen, und zwar als Händler. und sich als Anlaufstelle für „gesundes Leben“ gerieren.

Wobei man bei Rewe nach wie vor alles kaufen kann, von fettigen Pommes über Ravioli aus der Dose bis zu Feinkost, Räuchertofu und Biogurken.

So ticken Kaufleute – die bieten an, was die Leute wollen, und zwar weitgehend moral- und wertfrei. Wollen die Kunden bio, Vollkorn und Regionales ohne Zusatzstoffe, kommt das ins Sortiment. Wollen sie Industrieschrott und Fertigprodukte, bekommen sie es.

Man kann das kritisieren und hinterfragen. Man kann aber nicht voraussetzen. dass eine Supermarktkette Aufgaben der Volkserziehung zu übernehmen hat.

Diese Aufgabe haben andere.

Im übrigen könnte Rewe auch völlig ohne Befragung den Zucker in den Eigenmarken reduzieren – bei einer schrittweisen Reduktion von bis zu 25 Prozent würden es die Kunden nicht einmal merken. Das wissen Fachleute aus Tests mit zucker- und salzreduzierten Produkten. Aber Rewe will vielleicht mit seiner Kampagne etwas anderes, und es wäre spannend, das herauszufinden.

 

Schokopudding: Das Testergebnis von Quarkundso.de

Kleine Puddingbecher, geöffnet, von oben

Harte Arbeit im Labor von Quarkundso.de: Wir testen natürlich selbst.

Am Ende kommen wir endlich zur Sache, zum Pudding.

Den haben wir natürlich selbst getestet. Die Chefredakteurin ist sofort nach Beginn der Aktion in den örtlichen Rewe gestürmt, um sich eine Probenbatterie zu sichern.

Hier unsere Bewertung:

Original: pappsüß, unerträglich, würden wir nie freiwillig kaufen oder essen.

Minus 20 Prozent: immer noch pappsüß, geht auch nicht.

Minus 30 Prozent: interessanter, Schoko und Milch kommen mehr durch, schmeckt aber auch etwas mehlig. Da haben sie bestimmt irgendwas zum Füllen rein. Abgelehnt.

Minus 40 Prozent: schokoladig, nur dezent süß. Kann man essen. Muss man aber nicht kaufen.

Überflüssig zu sagen, dass wir keine Stammkäufer des Puddings von Rewe sind und das auch nicht werden. Aber natürlich haben wir wahrheitsgemäß für „minus 40 Prozent Zucker“ abgestimmt. Es ist ja für einen guten Zweck.

Dabei bekommt man auf der Seite von Rewe einen Zwischenstand: Am 18.1.2018 lag der Pudding mit 30 Prozent weniger Zucker vorne.

Das zeigt – ja, was? Keine Ahnung.

Hätte man Rewe fragen müssen, also der WDR-Autor, natürlich.

Wir nicht. Wir arbeiten klandestin und gehen tatsächlich davon aus, dass die Zucker-Aktivisten diesen Test, wie oben beschrieben, für sich entdeckt haben.

Und dass in den Rewe-Läden sowieso nur die Leute probieren, die Neuem gegenüber aufgeschlossen und generell nicht so scharf auf Süßes sind. Wobei interessanterweise trotz des von Dr. Lück kritisierten Rewe-Testdesigns dasselbe herauskommt wie beim WDR-Versuch in anderer Reihenfolge.

Ansonsten finden wir den Test schlicht gut. Die Idee ist klasse. Die Perspektiven, die sich bieten, sind spannend – sofern man Supermarktprodukte und Fertiggerichte kauft oder ein Interesse daran hat.

Haben wir nicht, kaufen wir nicht, essen wir nicht. Aber den Test kann man mitmachen, er geht bis zum 12.2.2018. Daher, Fans und Freunde, stimmt ab! Danach kann man Rewe beim Wort nehmen.

©Johanna Bayer

 

*DISCLAIMER Falls der O-Ton von Frau Vogelpohl vom Autor nur zusammengeschnitten und gekürzt wurde, dann ist natürlich nur er Schuld. Und nix für ungut. Allerdings sieht es nicht danach aus. Frau Vogelpohl präsentiert ihre Aussage zusammenhängend und mit Überzeugung.

 

Der Beitrag des WDR in der Reihe Servicezeit vom 16.1.2018 ist seit Januar 2019 nicht mehr online

Update 2023: Die Rewe-Webseite zur Kampagne, mit Test, ist nicht mehr online.

Kleiner Nachtrag: Was die anderen sagen – Prof. Dr. Martin Smollich, Pharmazeut und Experte für Pharmanutrition auf Twitter zu Quarkundso.de:

Die Deutsche Diabetes-Hilfe findet, dass der Test eine gute Idee von Rewe ist, sie schreibt auf Twitter:

AKTUELL 19.2.2018: Der Test ist entschieden,

Ergebnis: Der Pudding mit 30 Prozent weniger Zucker gewinnt, jeder zweite Teilnehmer stimmte dafür. Nur 5 Prozent waren für das süße Original, an zweiter Stelle landete die um 40 Prozent reduzierte Variante. Interessant, nicht wahr? Die ganzen Kunden bei Rewe haben also jahrelang einen Pudding gekauft, den sie gar nicht mögen! Das heißt das doch, oder? Rewe hat bislang nur eine nüchterne Presserklärung herausgegeben – es bleibt also spannend.

  1. Sebastian Frey

    Die Umfrage ist inzwischen beendet und….*Trommelwirbel* -30% Zucker hat gewonnen!

  2. Veronika

    Als ich von diesem Test hörte, habe ich mich gefragt, ob – und wenn ja wodurch – der verringerte Zuckergehalt kompensiert wurde, damit das Endprodukt einen „runden“ Geschmack behält. Das ist ganz offensichtlich durch eine Steigerung des Fettgehalts geschehen, wenn man dem zu diesem Thema erschienenen Online-Artikel des „stern“ glauben schenkt. (Ich werde das nicht persönlich nachprüfen, weil ich generell keine Fertigpuddings mag und sie daher auch nicht kaufe.)
    Nun gilt zwar keine pauschale Fett-Verteufelung mehr wie noch vor wenigen Jahre, sondern inzwischen wird – wohl aus guten Gründen der sofortigen Verstoffwechselung in der Leber von überflüssigem Zucker in Fett – der Zucker verstärkt ins Visier genommen. Dennoch wäre es von REWE ehrlicher, die geneigten Verbraucher über diese Änderung ebenfalls offen zu informieren, damit sie auch hier wissen, welche Entscheidung sie unterm Strich für sich selbst treffen.

    • Kommentar des Beitrags-Autors

      Liebe Veronika,

      die Angaben stehen auf den Packungen, man kann das da nachsehen. Wenn man das macht, sieht man, dass Steigerung des Fettgehaltes und die Zunahme der Kalorien unerheblich ist. Das muss sogar der Experte im WDR-Beitrag einräumen. Es ist eh klar, dass jemand, der Schokopudding kauft, Kalorien billigend in Kauf nimmt. Und Fett. Und sogar Zucker. Sonst kann man ja gleich an Karotten nagen. Der Stern-Artikel ist leider vom gleichen Muster wie der WDR-Beitrag und keinen Deut besser. Leider.
      Viele Grüße!

    • Sebastian Frey

      Zudem liegt es auf der Hand:
      Im Bisherigen Pudding sind 14 g Zucker pro 100g Pudding, d. h. 86 % sind kein Zucker. Nimmt man den Zuckeranteil um 30 % zurück, steigt der Anteil von Nicht-Zucker auf 90,2 %. Wird das Rezept ansonsten nicht verändert, steigt somit der Anteil aller anderen Zutaten um 4,9 %, auch der von Fett.
      Genau aus diesem Grund hat auch getrocknetes Obst einen höheren Brennwert als frisches. Da ist nicht plötzlich mehr Zucker drin, sondern es fehlt einfach Wasser.

      Die Zusammensetzung können wir spätestens ab Mai überprüfen, wenn der Pudding in den Handel kommt.

      • Kommentar des Beitrags-Autors

        Die Zusammensetzung stand auf den Test-Döschen drauf, ich kann es daher genau sagen – hat das Labor natürlich dokumentiert. 🙂

        Original in 100 Gramm Pudding = 8,5 Gramm Fett, 14 Gramm Zucker = 163 kcal

        -30 Prozent in 100 Gramm Pudding = 9,0 Gramm Fett, 9,7 Gramm Zucker = 153 kcal

        Die Zunahme an Fett ist also tatsächlich unerheblich, ein halbes Gramm. Die Zusammensetzung, also das Rezept, sollte aber zum Start im Mai gleich bleiben: Rewe wäre schön doof, wenn sie das jetzt etwa ändern würden, wo so viele Leute abgestimmt haben, es sollen über 100.000 Teilnehmer gewesen sein. Eine gigantische Zahl von freiwilligen Testern, die hier – möglicherweise – ihre Geschmacksvorlieben kundgetan haben. Möglicherweise, sage ich, denn es bleibt ja wirklich die große Frage, wer warum am Test teilgenommen hat. Das wirklich Interessante bleiben aus meiner Sicht daher die Verkaufszahlen Ende des Jahres 2018.

        • Sebastian Frey

          Das stimmt ja ziemlich präzise mit meiner Rechnung überein. Demzufolge wurde tatsächlich nur Zucker bei der Rezeptur weggelassen und nicht durch irgendetwas „ersetzt“

          Ich hoffe, dass dieses Experiment ein (Verkaufs-)Erfolg wird. Dann macht es vielleicht Schule.

  3. Da hat die „Investigativ-Abteilung von Quarkundso.de“ (Ist das ironisch gemeint? Wenn ja, funktioniert das nicht und wäre damit Vorspiegelung falscher Tatsachen) aber einen kleinen Fehler gemacht. Aus den Äußerungen im Artikel geht eindeutig hervor, dass nicht der Pudding mit -40% die erste Wahl wäre, sondern das Produkt komplett duchfiel. Dieser Punkt fehlt aber in der Abstimmung von Rewe. Hätte man kritisch sehen können.

    • Kommentar des Beitrags-Autors

      Hä? Was? Wie bitte? Aus welchen Äußerungen geht was hervor, in welchem Artikel? Und die Investigativ-Abteilung von Quarkundso.de funktioniert nicht? Die ist das beste Pferd im Stall! Ein Premium-Segment, ein Leuchtturm! (Insider wissen, was das heißt). Die kriegen alles raus, sogar den Namen von Frau Vogelpohl, der im Beitrag nicht einmal genannt wird. Also, ich muss doch sehr bitten. Contenance.

      • Ok, das nehme ich mal als Absage an eine ernsthafte Diskussion. Schade.

      • Susanne

        Dirk meint euer Feedback zum Test: Original zu süß, geht gar nicht. Minus 20% auch zu süß. -30% zu mehlig, Minus 40% notfalls essbar – das ist in meinen Augen auch an sich eine klare Absage gegen das Produkt, ich hätte aber genau wie ihr das kleinste Übel gewählt und halt für den Pudding mit minus 40% abgestimmt.

        Ich nehme an „Pudding schmeckt in keiner Variante“ wurde von Rewe nicht als Antwortmöglichkeit gewählt, weil es ja nicht darum geht, den Pudding noch mal komplett neu zu konzipieren, sondern einzig und alleine darum, zu schauen, welche Zuckermenge der Masse der Verbraucher genug ist.

        Danke jedenfalls dafür, dass ihr euch damit auseinandergesetzt habt. Denn genau das ging mir auch durch den Kopf: Alle schimpfen, dass „die Industrie“ immer mehr Zucker reinwirft und der Verbraucher kein Mitspracherecht hat, und wenn er es dann bekommt, ist es auch wieder nicht recht.

        • Kommentar des Beitrags-Autors

          Liebe Susanne,

          in der Tat geht es nicht darum, den Pudding insgesamt zu bewerten, das sehe ich auch so. Es geht auch nicht um die Masse der Verbraucher, sondern um die Stammkundschaft, speziell die der Pudding-Eigenmarke bei Rewe. Meine ich. Was Rewe aber tatsächlich will und worum es geht, erfahren wir ja gerade nicht, im Beitrag des WDR (ich werde nicht müde, das zu betonen). Wenn ihr so weitermacht, muss die Chefredakteurin aber echt mal bei Rewe anrufen! 🙂 Wir bei Quarkundso.de arbeiten nämlich kundenorientiert. Das nur dazu.

          Viele Grüße
          Johanna

  4. Liebe Johanna,

    danke für deine Mühe und den tollen Beitrag. Ich finde, alles, was dazu führt, den Leuten Produkte mit weniger Zucker schmackhaft zu machen, super und legitim. Und wenn jetzt endlich die Hersteller in die Gänge kommen, ist das perfekt. Bisher hieß es doch immer, die könnten die Rezepte nicht einfach ändern, weil die Verbraucher das so wollen. Vielleicht können sie das ja bald doch. Und andere Hersteller ziehen nach und es kommt endlich Bewegung in die Sache. Ich bin jedenfalls gespannt… Liebe Grüße von Gabi

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