Gefundenes Fressen

In der TAZ: Das Klima retten durch Fleischverzicht und Fleischsteuer? Vielleicht lieber anders.

Das Klima lässt sich nur retten, wenn wir weniger Fleisch essen, am besten nur noch halb so viel, heißt es bei der TAZ. Doch so viel Fleisch essen wir gar nicht – dafür aber viel zu viel von anderem, weit nutzloserem Zeug: Kuchen, Schokolade, Bier. Es wäre viel besser, hier auf die Hälfte zu verzichten. Mindestens, aus Gründen. Gut wäre auch nur noch halb so viel Autofahren – für das Klima. Quarkundso.de mit unschlagbaren Argumenten zur Rettung der Welt.

 

Fleischtheke und Verkäuferin

Weg von der Fleischtheke! Wir wollen doch das Klima retten. Bild: Shutterstock/racom

Damit niemand denkt, Quarkundso.de würde nur rumkritteln, wird jetzt gelobt. Dafür habe ich mir die TAZ ausgesucht.

Die ist an sich für Quarkundso.de kein lohnendes Ziel, weil aus Berlin, einem kulinarisch öden Gebiet.

Dort ansässige Redakteure und Journalisten sind als Ex-Hausbesetzer und/oder grünbewegte Kiezbewohner an Essen nur als Mittel zur Politik interessiert.

Schnödes Genießen ist nicht ihr Ding. Schreiben können die aber. Wenn sie also was zum Thema Essen machen, dann scharfe Kommentare, die sich gegen unseren exzessiven Konsum richten. Oder schöne Reportagen.

Letztere drehen sich dann um politisch korrekte Ernährungsthemen, also um Imker und Bienen, oder um neue Restaurants von Veganern, oder alte Gemüsesorten, die in den Gärten verwitterter Datschen von Hand gezogen werden.

Das qualifiziert aber nur ausnahmsweise für Quarkundso.de, da im Allgemeinen zu vorhersehbar und zu langweilig. Aber jetzt kommen sie dran, und zwar im Guten.

 

Irgendjemand muss die Welt ja retten

An dieser Stelle sollen auf keinen Fall Missverständnisse aufkommen: Quarkundso.de bekennt sich ausdrücklich zu Umweltschutz und bewusstem Essen, zu verantwortungsvollem Konsum und zu ebensolchem Umgang mit der Natur.

Die Welt muss gerettet werden und irgendjemand muss den Job ja machen. Danke, Berlin.

Aber ein bisschen Spaß beim Essen darf schon noch sein. Ehrlich. Wenn wir wegen der Klimakatastrophe bald nicht mehr Auto fahren, in Urlaub fliegen, pro Kleinfamilie ein Reihenhaus besitzen und zweimal im Jahr den Inhalt des Kleiderschranks komplett erneuern dürfen, wollen wir doch wenigstens was Gutes essen.

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Allerdings scheint es eher so zu sein, dass kaum jemand daran denkt, sich des Klimas wegen beim Autofahren, beim Häuslebauen oder beim Shoppen wesentlich einzuschränken: Die Deutschen bewegen unnötig viel Blech mit bulligen SUVs und Spaßmaschinen, auf Autobahnen rasen sie weiterhin wie die Irren, Millionen fliegen Kurzstrecke und wehe, im gemütlichen Reihenhaus schafft die Heizung weniger als 24 Grad Wohlfühltemperatur.

Aber am Essen wollen plötzlich alle rumschrauben.

Essen, diesen unnötigen Luxus, hat man jetzt im Visier, besonders jene Gier nach Fleisch, die das Volk beherrscht. Dass Fleischessen von vielfältigem Übel und einzudämmen sei , ist im Moment flächendeckender Konsens, und dafür macht sich auch die TAZ stark.

Ein Weg wäre die Fleischsteuer, damit Fleisch teurer wird, aber man ist bei der TAZ auch grundsätzlich für eine massive Verringerung des Fleischkonsums: Alle Deutschen sollen höchstens halb so viel Fleisch essen wie bisher.

Denn das sei nicht nur gut für das Klima, sondern auch viel gesünder, schreibt TAZ-Autor Jost Maurin in mehreren Artikeln, darunter einem Kommentar mit dem Titel „Schlechtes Klima für Fleischfresser“ vom 2.11.2016.

 

Nur ein Vorschlag schafft es in die Öffentlichkeit

Diese Diskussion um Fleischkonsum und Fleischsteuer besteht seit einiger Zeit, auch ausgelöst durch den aktuellen Klimaschutzplan 2050.

Den hat Umweltministerin Hendricks gerade vorgelegt und darin Hunderte von Maßnahmen beschrieben, um Treibhausgase einzudämmen: Industrie, Verkehr, Handel, Landwirtschaft, Energieunternehmen, Hausbesitzer, alle sollen einen Beitrag leisten und Emissionen einsparen.

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In die öffentliche Diskussion schaffte es aber kaum ein Detailvorschlag – einer der wenigen ist der mit der Halbierung des Fleischkonsums.

Den hatte Hendricks mal in einen Entwurf geschrieben: Die Deutschen sollten von ihren durchschnittlichen 60 Kilo Fleisch pro Kopf und Jahr auf ungefähr 30 Kilo runterkommen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, DGE, empfehle das ja auch, wegen der Gesundheit, heißt es zur Begründung: So viel Fleisch, 60 Kilo im Jahr, etwa ein Kilo in der Woche, sei ungesund.

Der Vorschlag flog zwar wieder raus, weil Wirtschaftsministerium und Kanzleramt den Passus strichen. Aber er hält sich hartnäckig in der Diskussion.

Und TAZ-Autor Maurin bringt auf seiner Mission – höchstens noch halb so viel Fleisch essen – dazu den Vorschlag mit der Mehrwertsteuer aufs Tapet: Fleisch wird bisher mit sieben Prozent ermäßigt besteuert, man könnte es teurer machen und 19 Prozent draufschlagen, den normalen Mehrwertsteuersatz. Das würde den Fleischkonsum verringern.

Diese Idee stammt nicht aus dem Klimaschutzplan, sondern von Agrarexperten aus dem Umfeld des Landwirtschaftsministeriums. Aber leider, so Maurin, hört Landwirtschaftsminister Schmidt nicht einmal auf seine eigenen Leute und lehnt jede Verteuerung ab.

Dem widerborstigen Beamen hält der TAZ-Mann entgegen, dass die Landwirtschaft ganze acht Prozent Anteil vom Ausstoß von Treibhausgasen hat.

 

Ob der Minister so Unrecht hat?

Acht Prozent? Das ist wenig.

Bei diesem geringen Anteil geht es laut TAZ schon um die Wurst? Die Landwirtschaft muss massiv Emissionen einsparen und die Bevölkerung muss mindestens auf die Hälfte, am besten aber ganz auf Fleisch verzichten – bei diesem geringen Anteil der gesamten Landwirtschaft an den Treibhausgasen?

Hm. Ob da nicht der Minister ein wenig Recht hat? So klingt das wirklich nicht plausibel. Sondern eher konstruiert.

Zwar könnte man, wie es Jost Maurin auch tut, den Anteil der „Agrarbranche“ noch nach Kräften hochrechnen, aber solche Zahlenspiele geraten leicht unlauter und geben kein klares Bild ab.

Da kann man sich getrost an diese Grafik des Umweltministeriums halten: Der Treibgas-Anteil der Bauern bleibt bei unter zehn Prozent.© BUMB

Natürlich gilt: Keiner kann sich rausreden, die Klimaziele müssen erreicht werden und jeder muss beitragen. Trotzdem ist wirklich die Frage, welcher Bereich welche Einschnitte wofür hinnehmen muss und was sinnvoll ist.

Und da hat der Minister Schmidt, obwohl er von der CSU ist, nicht ganz Unrecht: Essen ist ein Grundrecht und die Landwirtschaft hat eine wirklich besondere Bedeutung – die sollten wir nicht leichtfertig an den Pranger stellen, sondern genau hinsehen. Und vielleicht anderswo mehr einsparen.

 

In derselben Redaktion: andere Meinung

Die TAZ lässt aber auch jemand anderen zu Wort kommen, das ist das Schöne. Es ist ein Kollege des Autors Maurin, ebenfalls aus dem Ressort Wirtschaft und Umwelt. Der sieht das Ganze erfrischend anders. Zwei Tage später, am 4.11., schreibt er seinen Kommentar zur Sache und nimmt den Vorschlag mit der Fleischverteuerung auseinander.

Diesen Kommentar muss man sich in Ruhe durchlesen, unten steht der Link.

Treffend argumentiert Richard Rother, dass man mit dem Klimaargument wirklich jede Steuererhöhung beim Essen begründen könnte – schließlich findet sich immer ein Lebensmittel, das noch klimafreundlicher ist, bis runter zum Leitungswasser.

Fleisch, sagt er dann richtig, ist aber zu wertvoll, ein Grundnahrungsmittel, das gerade für niedrige Einkommensgruppen und deren Kinder wichtig ist. Die würden benachteiligt, selbst wenn etwa Hartz-IV-Familien mehr Geld für die Lebenshaltung bekommen würde: Es wäre einfach der falsche Anreiz und würde keine ausgewogene Ernährung fördern.

Stattdessen könnte man, so Rother, wirklich unsinnige Steuerermäßigungen abschaffen, etwa beim Tierfutter, und überhaupt müsste man den Mehrwertsteuerdschungel mal lichten. Da ist noch viel Luft drin – Einnahmen, die man zugunsten einer tier- und klimafreundlichen Landwirtschaft verwenden könnte.

Rothe plädiert dann für Verantwortung und gute Ernährungsbildung, um vernünftige Essgewohnheiten zu entwickeln – gegen Verschwendung und riesige Fleischberge auf dem Teller.

 

Schluss mit dem Geschummel

Der Kommentar ist einfach großartig, weil er den Kern der Sache trifft und nicht so platt auf dem Generalvorwurf „Wir essen doch alle viel zu viel Fleisch – so viel Fleisch ist ungesund“ herumreitet.

Und ja, dass weniger Fleisch besser wäre und Fleisch teurer werden muss, ist trotzdem richtig – damit die Massentierhaltung endlich eingedämmt und der Tierbestand reduziert wird.

Allerdings ist die Frage, wieviel weniger das sein muss.

Und es ist die Frage, was wir damit erreichen wollen. Die Nitratbelastung, das Grundwasser, Kosten für Kläranlagen, der Gestank und das Leid der Tiere sind bei der Massentierhaltung tatsächlich große Probleme – nicht in erster Linie ihr Anteil an den emittierten Treibhausgasen.

Da sind vornehmlich andere Player gefragt, ganz vorne: Kohlekraftwerke, zum Beispiel. Auch private Haushalte. Und die lieben Autofahrer. Dazu kommen wir noch.

Auf jeden Fall muss dieses Geschummel mit dem Klimaschutz durch Fleischverzicht endlich aufhören. Und das Getrickse mit der angeblichen Gesundheit.

Beides ist Unsinn, weil Fleischverzicht nicht das Klima rettet. Weil Fleisch nicht pauschal ungesund ist. Und weil Fleischverzicht nicht pauschal gesund ist.

 

Eine Lektion in Küchenpsychologie

Warum wir unseren Fleischverzehr, wenn nicht gleich ganz aufgeben, dann mindestens halbieren müssen, leuchtet Quarkundso.de nicht ein.

10, 20 oder 30 Prozent reduzieren wären doch ein leichterer Einstieg in eine Veränderung? So viel Küchenpsychologie müsste doch inzwischen durchgesickert sein: Ernährungsgewohnheiten kann man nicht von heute auf morgen umkrempeln.

Das haben die öden Diättipps der Art „Müssen es denn Chips vor dem Fernseher sein? Knabbern Sie doch an Karotten!“ gezeigt, die keiner befolgt. Auf einer unrealistischen Maximalforderung zu bestehen führt eben nicht zum Ziel.

Funktionierende Diätkonzepte von Medizinern setzen stattdessen auf kleine Veränderungen, bei denen die persönlichen Vorlieben erhalten bleiben. Es darf dann mal ein Stück Schokolade sein, und die geliebten Kartoffelchips haben auch ihren Platz. Gespart wird anderswo.

Auch dazu gleich noch mehr.

 

So viel Fleisch essen wir gar nicht

Dass die Deutschen doppelt so viel Fleisch essen, wie es angeblich laut DGE gesund ist, ist auch so ein Gerücht.

Dabei behandeln TAZ-Autor Jost Maurin, aber auch viele andere, die Umweltministerin eingeschlossen, die DGE-Regel von maximal zwei- bis dreimal die Woche Fleisch (300 – 600 Gramm) wie den Grenzwert einer gefährlichen Chemikalie: Huhuhu, doppelt so hoch wie erlaubt – ungesund!!!

Das ist absichtlich irreführend.

Nicht nur, weil die Menge von 300 bis 600 Gramm natürlich überhaupt kein Grenzwert ist, nur eine unverbindliche Empfehlung.

Sondern auch, weil die DGE schon seit Jahren auf dem Ökotrip ist und die Nachhaltigkeit als Grund für ihre Fleischration anführt. Nicht die Gesundheit. Der Öko-Effekt hat viel mehr zu dem Richtwert von 300 bis 600 Gramm beigetragen als jedes andere Argument.

Das Gespenst vom überhöhten Fleischkonsum an die Wand zu malen, ist auch faktisch falsch, weil die Deutschen nicht reihenweise tot umfallen, obwohl sie schon seit 60 Jahren viel mehr Fleisch essen als es die DGE empfiehlt.

In dieser Zeit, seit 1950, hat sich der Fleischkonsum verdoppelt und parallel dazu ist die Lebenserwartung gestiegen: von 64 beziehungsweise 68 Jahren (Männer/Frauen) auf 78 und 83 Jahre (Männer/Frauen). Das sind in beiden Fällen über 20 Prozent – und sie steigt weiter.

Mit unseren 60 Kilo Fleisch pro Kopf und Jahr liegen wir im Vergleich unter Industriestaaten sowieso nur im Mittelfeld. Die großen Fleischesser sind andere: die USA, Brasilien, Argentinien, Kanada, Australien. Die kommen auf bis zu 120 Kilo pro Kopf und Jahr. Über zwei Kilo in der Woche.

Wenn man von viel reden will: Das ist viel.

Selbstverständlich kann man sich nicht damit aus der Affäre ziehen, dass man mit dem Finger auf andere zeigt. Aber welche Karten man in der Debatte ausspielt, sollte man sich schon gut überlegen: Sparen – ja. Aber nicht, weil es angeblich so grauenvoll viel und ungesund ist, was wir verschlingen.

Sondern weil wir die Umwelt schonen und den Tieren ein besseres Leben gönnen müssen, bevor wir sie aufessen. Auf diese Argumente kommt es an. Alles andere ist Volksverdummung und kontraproduktiv.

 

Für Klima und Gesundheit: nur noch halb so viel!

Andererseits sticht etwas bei der Formel „Höchstens die Hälfte, für Klima und Gesundheit“ ins Auge: Sie ist betörend simpel, für jeden verständlich und einfach anzuwenden.

Möglicherweise ist das der Grund, warum Klimaschützer und Umweltaktivisten so auf die Halbierung des Fleischkonsums drängen.

Wenn man darüber nachdenkt, wird die Sache immer einleuchtender. Ehrlich – das ist super: Einfach nur noch Hälfte von, sagen wir, unnützem Kram, dann sind Klima und Gesundheit ruckzuck wieder im Lot!

Quarkundso.de wird daher bei der Weltrettung selbstverständlich nicht kneifen und hat den eigenen Fleischverzehr bereits reduziert (Details auf Anfrage).

Dafür fordert Quarkundso.de aber zum Ausgleich, bei anderen – überflüssigen – Lebensmitteln und schlechten Gewohnheiten von Privatleuten diese unschlagbare Faustregel anzuwenden: „Höchstens halb so viel – für Klima und Gesundheit!“.

Hier die kreativen Vorschläge der Redaktion*:

 

Höchstens halb so viel Bier! 2015 lag der Bierkonsum bei 105 Litern pro Kopf und Jahr – das ist für jeden, vom Baby bis zum Greis, ein Bier am Tag. Was das in absolutem Saufen für die notorischen Feierabendtrinker heißt, mag man sich gar nicht ausdenken. Dabei ist Bier für die Ernährung höchst nutzlos und noch nicht einmal ein Lebensmittel. Außerdem enthält es nicht nur den giftigen Alkohol, sondern macht auch noch dick und lässt Männern Brüste wachsen. Ab sofort also nur noch die Hälfte: Höchstens jeden zweiten Tag ein Bier, lieber aber überhaupt keins. Das spart Emissionen im Hopfenanbau und wird auch von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen empfohlen.

Halb so viel Schokolade! Die Deutschen essen mehr Schokolade als die Schweizer, 11,5 Kilo pro Kopf und Jahr, 31 Gramm am Tag. Das sind für jeden etwa zwei Riegel einer Schokotafel. Aber Schokolade ist teures Importzeug, der Kakao-Ernte beruht auf unfairen Arbeitsbedingungen und Kinderarbeit, von klimaschädlicher Verpackung (Alufolie!) und dem Transport mal ganz abgesehen. Ab sofort also höchstens noch die Hälfte – aber am besten gar keine Schokolade mehr. Das macht Freude, gerade zur Weihnachtszeit, weil man das Klima rettet. Aber der Verzicht lohnt sich, das sagt auch der Verband Deutscher Zahnärzte.

Ganz wichtig: Nur noch halb so viel Kuchen! Der wird weit überwiegend aus Weizenmehl gebacken, und Deutschland muss Weizen importieren, darunter fast zwei Millionen Tonnen aus Tschechien. Da fallen also wieder Emissionen im Transport an, und seien wir mal ehrlich: Kuchen, Stückchen, Torten und Kekse machen doch nur dick und jagen den Blutzucker in die Höhe. Diabetes lässt grüßen. Also bitte gar nichts mehr oder maximal die Hälfte – nicht mehr jeden Tag süße Backwaren in sich reinstopfen, sondern höchstens zweimal die Woche. Das empfiehlt übrigens auch die DGE. Wegen des Übergewichts.

Entscheidend: Halb so viel Autofahren! Die Emissionen aus dem Straßenverkehr sind doppelt so hoch wie die aus der Landwirtschaft. Wir hatten das oben schon. Damit ist die Richtung klar: Nur noch jeden zweiten Tag Autofahren. Die Fahrzeuganzahl pro Familie wird halbiert: Wo es zwei Autos gibt, bleibt nur noch eine Familienkutsche übrig. Höchstens. Dafür werden Fahrräder angeschafft. Das ist auch viel gesünder und wird vom Deutschen Sportbund empfohlen.

Dass es ein Tempolimit geben muss, ist sowieso klar und stand auch schon einmal im Klimaschutzplan: 130 km/h auf der Autobahn, 30 km/h in Ortschaften. Quarkundso.de geht jetzt weiter und verlangt die Hälfte: Überall dort, wo es schon eine Geschwindigkeitsbeschränkung gab, gilt davon das halbe Tempo. Vorher 80 bedeutet jetzt also Tempo 40, vorher 30 bedeutet jetzt 15. Am besten geht man gleich zu Fuß. Auf Autobahnen gilt generell nur 100. Das ist die Hälfte von 200, wer je schneller gefahren ist, hat eh ein Rad ab. Und glaubt mir – das Tempolimit würde richtig was bringen, was Spritverbrauch und Emissionen angeht. Auch für die Gesundheit – man denke an die tödlichen Unfälle durch Raser. Diese Position vertritt auch die Deutsche Verkehrswacht.

Zuletzt, weil der Winter kommt: Halb so viel heizen! Nicht in jedem Raum, sondern nur in jedem zweiten Zimmer die Heizung aufdrehen. Wer das toppen will, reduziert überall die Raumtemperatur auf die Hälfte – 12 Grad statt 24 Grad. Dicken Pulli an, wie Thilo Sarrazin riet, dann geht das schon. In den privaten Haushalten liegt nämlich noch viel Einsparpotenzial. Übrigens empfiehlt ähnliche Temperaturen auch der Deutsche Kneipp-Bund: Gezielte Kältereize stärken das Immunsystem, und ständig überheizte Räume schaden der Haut und der Lunge.

 

Diese Vorschläge zum umfassenden Klima- und Gesundheitsschutz sind natürlich erst der Anfang. Sobald Quarkundso.de das Gesundheits- und das Ernährungsministerium übernommen hat, werden Maßnahmen nach diesem Rezept flächendeckend eingeführt.

Sie werden die Welt retten.

Und bei optimaler Klimabilanz durch das „Höchstens-die-Hälfte“-Programm ist auch wieder ein Stückchen Fleisch drin. Versprochen.

*Achtung! Teilweise ernst gemeint.

©Johanna Bayer

TAZ-Kommentar „Schechtes Klima für Fleischfresser“ vom 2.11.2016

TAZ-Kommentar „Ran an die Buletten!“ vom 4.11.2016

Spiegel-Meldung zur Besteuerung von Milch und Fleisch

Geld und so: Ja! Man kann jetzt spenden. Natürlich völlig freiwillig. 1 Euro würde schon reichen, mehr ist möglich. Einfach ins Sparschwein stecken. sparschwein_spenden

Das steht mit diesem Bild ganz oben rechts im Menü. Wer draufklickt, landet bei PayPal, braucht zum Spenden aber kein PayPal-Konto.

11 Kommentare

  1. Reinhold Bonfig

    Wieder mit viel Vergnügen gelesen. Fleischesser sind im Unterschied zu Vegetariern und Veganer aktiver. Jedenfalls kann ich mich erinnern vor Jahren eine US-Untersuchung gelesen zu haben, dass fleischessende Professoren mehr Veröffentlichungen gehabt hätten als pflanzenessende. Ich möchte aber keine Gegenposition einnehmen zu Veganern und Vegetariern, sondern zu Vertretern, die mir Ihre Überzeugung aufdrängen und dazu noch Geschäfte machen wollen durch Einwerbung von Spenden. Im Übrigen, Spenden und Zuwendungen sind um vieles besser angelegt bei Johanna Bayer. Sie legt mit ihrer Form des Schreibens Finger in Wunden, dies ohne erhobenen Zeigefinger der anderen Hand. Daher ist ein Euro für Quarkundso viel zu wenig. Es sollte wenigstens ein Schein sein.

  2. Polly Oliver

    Da stellt sich mir die Frage, was ist mit der Milch? Milchrinder produzieren schließlich auch Methan. Zudem sind schwarzbunte Mastbullen auch nur ein Abfallprodukt der Milchproduktion. Ohne Kalb keine Milch und wenn es ein Bullenkalb ist wird es eben aufgemästet und geschlachtet. Dann müsste man den Milchkonsum auch reduzieren, dem Klima zu Liebe.
    Worauf ich wirklich gespannt bin, ist die Preisentwicklung beim Schweinefleisch in den nächsten Jahren. Aldi will wohl ab nächsten oder übernächstem Jahr nur noch Fleisch von Schweinen verkaufen, deren Schwänze nicht kupiert wurden. Das lässt sich meines Erachtens jedoch mit den momentanen Haltungsbedingungen in der konventionellen Produktion nicht realisieren. Ich denke, dann wäre mehr Platz pro Tier nötig und das ist einfach teurer. Womit sich dann die Frage stellt, kaufen die Leute dann weniger? Ich bin gespannt!

    • Kommentar des Beitrags-Autors

      Johanna Bayer

      Liebe Polly,
      ja, in der Tat ist das eine Frage, ob man nicht auch den Milchkonsum reduzieren müsste. Im Klimaschutzplan 2050, zumindest im Entwurfspapier, steht auch hier: Reduktion des Bestands, und mehr Weidegang für Milchkühe, denn dann entfällt weniger Methan. Aus meiner Sicht ist aber nicht der Konsum das Problem, sondern die Produktionsmenge. Gilt auch für Fleisch: Die Exportorientierung und die Konzentration in der Landwirtschaft – riesige „Leistungsbetriebe“ – verhindern, dass klima- und tierfreundlicher gearbeitet werden kann. Was das Schweinefleisch angeht: Da bin ich auch gespannt, was die Aldi-Kunden dann machen. Viele Umfragen zeigen ja angeblich, dass die Leute dazu bereit sind, mehr Geld auszugeben, wenn es den Tieren besser geht. Das würde bedeuten: Sie kaufen nicht weniger! Vielleicht kaufen sie mehr und essen noch lieber Fleisch… 🙂 weil sie jetzt ein gutes Gewissen haben. Die Agrarexperten haben aber ausgerechnet, dass eine Verteuerung einen Effekt von rund 10 weniger Umsatz bringen könnte, wenn man zum Beispiel die Mehrwertsteuer erhöht. Das ist nur eine Erwartung, aber man wird sehen. Wichtig ist, dass sich etwas ändert, wenn es auch kleine Schritte sind.
      Danke für Dein Interesse, LG
      Johanna

      • Polly Oliver

        Liebe Johanna,
        schwieriges Thema, wo fange ich an… Ich hoffe sehr, dass der Verbraucher in Zukunft bereit dazu ist, mehr Geld für Lebensmittel tierischen Ursprungs zu zahlen. Nur leider habe ich festgestellt, dass viele Leute gar nicht wissen wollen, wie produziert wird. Als ich mein Schlachthofpraktikum gemacht habe, waren alle immer ganz entsetzt, vor allem, wenn ich versucht habe zu erklären, warum der Schlachthof, auf dem ich gerade bin, ordentlich arbeitet und dass es mir dort sogar gefallen hat.
        Zudem glaube ich nicht unbedingt, dass die großen Betriebe verhindern, dass tierfreundlicher produziert wird. Denn der Punkt ist, die großen Betriebe sind vor allem momentan beim gesunken Milchpreis diejenigen, die noch investieren und somit auch den Kuhkomfort verbessern können. Und sie können es sich z.B. auch leisten, bei jedem neuen Silo, dass angeschnitten wird, das Futter untersuchen zu lassen. Das können kleinere Betriebe (leider) nicht. Und ganz ehrlich, ich wäre lieber eine Milchkuh in einer großen Anlage mit Laufstall im Osten Deutschlands, als eine Kuh in einem kleinen Betrieb mit Anbindehaltung in Bayern. Und das Verbot der Anbindehaltung wurde ja gerade erst abgelehnt.
        Wie gesagt, schwieriges Thema. Ich hoffe, dass sich in den Köpfen der Leute was tut, damit die Landwirte auch was tun können. Denn die würden gerne, wenn es sich rechnet.

        • Kommentar des Beitrags-Autors

          Johanna Bayer

          Liebe Polly,
          wer will das schon entscheiden, also wer er oder sie gerne Kuh wäre. Die Konzentration im Milchsektor ist auf verschiedenen Ebenen ungut. Gerade war ich auf einer Pressekonferenz mit unserem hiesigen Huber Aiwanger, der sich, wie viele, für bäuerliche Familienbetriebe stark macht, und für eine mittelständische oder kleinbäuerliche Landwirtschaft. Nicht für Multis.
          Und was rechnet sich heute schon… Journalismus, vielleicht? Hahaha… 😉 Trotzdem kann ich nicht hingehen und meine Standards senken, andere und die Umwelt ausbeuten, um dann zu sagen: Aber anders rechnet es sich nicht… Du verstehst. Es gibt im Übrigen auch sinnvollere Wege, Landwirtschaft zu subventionieren. Uralte Diskussion.
          LG Johanna

    • Malte Rubach

      Liebe Polly,
      ich darf dir hier ohne Eigenwerbung zu machen zum Thema Milch die Lektüre des folgenden Buches empfehlen: https://www.amazon.de/Pl%C3%A4doyer-f%C3%BCr-Milch-Malte-Rubach/dp/3776627832/ref=sr_1_2?s=books&ie=UTF8&qid=1479115369&sr=1-2

      Dort ist sowohl das Thema Klimaeffizienz der Milcherzeugung, die „Mastbullen-Problematik“ als auch die Frage, ob wir auf Milch neben Fleisch auch verzichten sollten, versuchsweise umfassend diskutiert.

      Viele Grüße
      Malte

      • Polly Oliver

        Lieber Malte,
        das hört sich in der Tat sehr interessant an, danke für den Tipp.
        Ich muss dazu sagen, der Grund, warum ich sofort mit der Klimaeffizienz der Milch angefangen habe, ist der, dass ich vor ein paar Jahren mal mit Vegetariern auf youtube über genau dieses Thema diskutiert habe. (Allerdings gehören solche Diskussionen in die Kategorie „Dinge, die man nicht machen sollte“.) Denn ich finde es eben nicht weit genug gedacht, wenn man nur die Fleischproduktion verantwortlich macht.

        Viele Grüße
        Polly

        • Malte Rubach

          Hallo Polly,
          das ist auch richtig. Was die Klimaeffizienz angeht kann nur eine ganzheitliche Betrachtung Aufschluss über die richtigen Ansatzpunkte geben. Dazu zählt auch in nicht unwesentlichem Umfang die Getreideproduktion, vor allem Weizen und auch Reis. Letzterer ist bspw. durch die methanbildenden Mikroorganismen beim Nassreisanbau für ein Viertel der weltweiten Methanemissionen verantwortlich. In Deutschland ist die durch Milchvieh bedingte Methan-Emission bereits seit 1990 durch die Konzentrierung der Bestände um ein Viertel gesunken. Es gibt auch einige Forschungsansätze, sowohl für Reis- als auch Milcherzeugung, die bei den Mikroorganismen ansetzen.
          Nur weniger essen werden wir vermutlich nicht können, aber weniger durch die Gegend fliegen und fahren vielleicht schon, bzw. eventuell auch sauberer… 🙂

  3. Malte Rubach

    Wie immer klasse geschrieben und spricht mir aus der Seele. Die Verzerrungen in der Argumentationstaktik jener Weltverbesserer, die den Fleischkonsum per se verteufeln gehört gründlich hinterfragt, wie dieser Blogbeitrag es tut. Liebe Johanna, kannst du den nicht direkt zum freien Abdruck an sämtliche Leitmedien schicken?
    Nein im Ernst, schaut man sich auch die Reduktionserfolge in den Wirtschaftssektoren an, wie sie im Klimaschutzplan aufgeführt sind, ist es jedem Sektor außer dem Verkehr gelungen seit 1990 mindestens um 18 bis 43 Prozent der Emissionen zu senken. Im Verkehr waren es dagegen nur 2 Prozent.
    Auf was kann man wohl eher verzichten: Auf etwas zu essen oder das Auto? Frei nach der Maslowschen Bedürfnishierarchie fällt die Wahl sicher knapp aus, aber immer noch zu Gunsten der Ernährung würde ich sagen…

    • Kommentar des Beitrags-Autors

      Johanna Bayer

      Lieber Malte,
      ach, das freut mich, dass Du mich nicht auseinandernimmst 😉 Es geht mir, wie immer, um die Argumente, die gespielt werden. Dass sich in der Landwirtschaft etwas ändern muss, ist trotzdem klar. Gelle? 🙂
      Und auf keinen Fall kriegen die anderen Quarkundso.de zum freien Abdruck – die sollen ordentlich zahlen!
      Liebe Grüße
      Johanna